Über die Freimaurerei

Über die Freimaurerei wurde und wird viel geschrieben, vieles was der Wahrheit entspricht, genauso viel was erlogen ist. Teils ketzerisch ausgeschmückt, teils lobend erwähnt, nicht selten von Eigenüberschätzung getragen als Selbstbeweihräucherung zum Wunschgedanken verfälscht. Man ist in den Reihen der Freimaurer bemüht, die Ahnenreihe über bekannte Größen der Geschichte bis zurück zu Hermes Trismegistos zu führen. Andere streiten das vehement ab und sehen erst ab 1717 die Freimaurerei als existent.

Wiederum andere dichten der Freimaurerei weltverschwörerische oder esoterische Ausuferungen an. Selbst die Freimaurer von heute streiten über Ursprung und Bedeutung. In zahlreichen Schriften und Gegenschriften zerdiskutieren dogmatische Vertreter der einzelnen Lager die wahre Bedeutung und den tiefen Sinn der Freimaurerei, obwohl in alten Schriften klare Aussagen zu lesen sind.

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, es handle sich um bewusste Untergrabung der positiven Ziele der Freimaurerei. Die wenigen Historiker, die wenigen mahnenden Brüder finden kaum Gehör, was seit Anbeginn ein Problem darstellt. Es menschelt, wie Freimaurer zu erklären pflegen und damit alle Missstände der menschlichen Unzulänglichkeit zuschieben. Es ist eben wie es ist und wir sind nur Menschen und damit nicht schuldhaft. Ist das so?

Seit Anbeginn überlegt sich der Mensch woher er kommt und wohin er geht, grübelt über den Sinn seines Seins auf dieser Welt und was ihn nach seinem Ableben erwartet. Er fragt sich staunend, wie und nach welchen Gesetzen die Welt und das Universum funktionieren und wer oder was all dies so weise erschaffen hat. Dagegen erfährt er leidvoll, mit welcher Missachtung der Mensch diesen Gaben gegenübersteht, wie wenig er sie schätzt. Er sieht, wie kriegerisch sich die Menschheit gegenseitig zerfleischt, wie Neid, Hass, Machtgier, Intoleranz und Ungerechtigkeit das irdische Leben diktieren, es zu einem steinigen Weg werden lässt, der mehr einer harten Prüfung als einem Spaziergang ähnelt.

Warum ist das so, fragt sich der Mensch? Und wie ließe sich dies ändern, wie könne man zurückfinden in einen annähernd paradiesischen Zustand? Wie müsste unser Leben gestaltet werden, was an unserem Charakter bedarf einer Änderung und vor allem wie setzt man diese um?

Der Suchende ist bemüht diese Fragen zu beantworten, indem er Licht ins Dunkel bringt. Licht bedeutet Erkenntnis. Nach ihr strebt der wahrhaft suchende Erdenbewohner. Doch Licht kann nur dorthin gelangen, wo keine Hindernisse dies verwehren. Hindernisse sind vor allem Aberglaube, Irrtum, Unwissenheit, Begierden, Neid, Hass und Fanatismus. Sie bilden den dunklen Schleier der Maya, in dem sich eine energieraubende Scheinwelt spiegelt.

Gerne wird dieses Suchen als abgehobene Esoterik belächelt und damit in eine Schublade voller Okkultismus und abstruser Fantasien gestopft. Dabei ist das Wort `Erleuchtung´ schon seit Beginn der Menschheit ein Begriff für eine Erweiterung des Bewusstseins, um Dinge und Verknüpfungen zu verstehen, die in uns selbst, in unserem Unbewussten ablaufen aber auch diejenigen, die hinter dem Horizont in der Metaphysik liegen. Um diese Bewusstseinserweiterung zu forcieren, wurden gerne Halluzinogene verwendet.

Viele alte Gottheiten wurden von unseren Vorfahren als Lichtbringer verehrt, seien es Apollon mit seinem Beinamen Phoebus, Oengus, der Sohn des Dagda und Gott der lichten Kräfte und des Lebens oder Minerva. Im Ägyptischen sind es Ra sowie Aton. In allen Kulturen ist der Lichtgottheit, teils mit männlichem, teils weiblichem Aspekt, ein zentraler Platz im spirituellen Kollektivwissen eingeräumt.

Dieses Wissen machten sich Religions- und Kirchengründer zunutze, um eine besondere Faszination auf die Menschen auszuüben. Diese Suche nach Licht, nach Erkenntnis, die das Dunkel aufhellen soll, findet sich bis zum heutigen Tag, zum Beispiel in der Freimaurerei wieder. Dort heißt es „Wir kamen aus der Dunkelheit und suchten das Licht“. Freimaurer sind Lichtsuchende und ihre maurerische Geisteshaltung entspringt dem Lichtkult, so Alexander Giese.