Die Katharer (die Reinen)
935 n. Chr. wurde Bogomil (= Gottlieb), ein Priester aus einer Bergfeste Mazedoniens, Führer der Bogomilen (Bogomilen bedeutet soviel wie „diejenigen, die Gott lieben“ oder „die Freunde Gottes) in Bulgarien, die sich von den damals ebenfalls ausbreitenden Christiani, bzw. Paulikianern (von Paulus gegründet) darin unterschieden, dass sie keinen radikalen Dualismus vertraten.
Ihre Lehre des Dualismus (=das Wesentliche und Bleibende im Menschen ist nicht von dieser Welt, sondern es ist nur ein Fremdling und Pilger auf dieser Erde) geht zurück auf den Ostiran ins 7. Jahrhundert v. Chr., zu Zarathustra sowie den Lehren der Messalianer oder Euchiten.
Über Byzanz (Konstantinopel) ging ihre Lehre nach Bosnien, Serbien, Dalmatien, Italien und Südfrankreich, wo sie bei den Katharern in der Gegend zwischen Carcassonne und Toulouse ein offenes Ohr fand.
Die ketzerische Lehre Bogomils lässt etwa in folgenden Sätzen erklären: Lasst uns der bösen Welt entfliehen und das stille, fromme Leben von Mönchen führen. Alle Macht des Staates und aller Reichtum sind eitel und nichtig. Aller Prunk der Kirchen, alle Pracht der goldenen Ikonen, all die pompösen Feiern der Ehen und Taufen bedeuten nichts. Lasst uns lieber von einfacher Nahrung leben, einfache Kleider anziehen und ein bescheidenes Leben in Gebet und Versenkung führen.
Die Bogomilen hätten demnach den Katharern ihre Lehre gebracht und wahrscheinlich das Wissen über die heiligen Relikte der Juden. Wie sollten die Katharer mit diesem Wissen umgehen? Sie wussten wahrscheinlich, dass die Juden stillschweigend das von Justinian verschmähte Tempelinventar wieder nach Jerusalem gebracht hatten. Nur war da ja kein Hinkommen, da mittlerweile der Islam Jerusalem in der Hand und an der Stelle von Salomons Tempel die Felsenburg errichtet hatte. Erst durch die Kreuzzüge und die Eroberung Jerusalems durch die Christen erbot sich eine Möglichkeit.
Die Katharer kannten eine andere Lehre Jesu, als es die katholische Kirche verbreitete.
Der Kern ihrer Lehre war, dass der Mensch ohne Vermittlung einer äußeren Instanz oder Institution in ein unmittelbares Verhältnis zu Gott treten kann. Deshalb bauten sie, jedenfalls in der Anfangszeit, keine äußeren Kirchen, sondern trafen sich in schlichten Versammlungsräumen. Das Herz des Menschen ist die wahre Kirche Christi, sagte ein Bogumile, als er vor einem Inquisitionsgericht verhört wurde.1
Die Katharer glaubten an die Wiedergeburt, strebten nach Selbsterkenntnis und sprechen von einem Lichtgott und nicht von einem Dämon, wie dem Kriegsgott Jahwe aus dem Alten Testament, den sie für Satan hielten. Jesus dagegen galt als Gesandter jenes Lichtgottes.
War diese Lehre der eigentliche Schatz, den vier Katharer im Jahr 1244 in der Nacht vor der Kapitulation von Montsegur in Sicherheit brachten?
Oder war es ein rein materieller, wie viele es sich in ihren Träumen vorstellen? Träume von Gold und Edelsteinen, von Reichtum und Macht, denn in einer materiellen Welt gibt es nur wenig Platz für geistige Reichtümer.
Wohl kaum, denn wie sollten vier Männer einen großen materiellen Schatz diese Steilwände hinunter geschafft haben? Hier kann es sich nur um einen geistigen Schatz gehandelt haben, womöglich in Form alter Schriften.
Zu den Katharern des Languedoc hatten die Tempelritter von jeher recht enge Beziehungen unterhalten. Viele reiche Landbesitzer, die entweder selbst Katharer waren oder mit diesen sympathisierten, hatten dem Orden große Ländereien geschenkt.
Und Bertrand de Blanchefort, der vierte Großmeister des Ordens entstammte einem katharischen Elternhaus. Mitglieder seiner Familie kämpften vierzig Jahre nach seinem Tod Seite an Seite mit anderen katharischen Edelleuten gegen die von Simon de Montfort angeführten Kreuzrittern aus dem Norden. In den Albigenserkriegen verhielt sich der Templerorden zumindest nach außen hin neutral und beschränkte sich auf die Rolle des Beobachters. Doch machte der seinerzeit amtierende Großmeister keinen Hehl daraus, daß ein richtiger Kreuzzug nur gegen die Sarazenen geführt werden könnte.
Außerdem läßt eine Prüfung zeitgenössischer Berichte erkennen, dass die Templer vielen katharischen Flüchtlingen Asyl gewährten. Ein Blick in die Mitgliederliste des Templerordens zu Beginn der Albigenserkriege zeigt einen beträchtlichen Zustrom von Katharern bis in die höchsten Ränge des Ordens hinein, die herauszufordern nicht einmal Simon de Montforts Kreuzfahrer wagten. Im Languedoc gab es unter den höhergestellten Tempelrittern mehr Katharer als Katholiken. Darüber hinaus scheinen sich diese katharischen Adligen – im Gegensatz zu ihren katholischen Brüdern – hauptsächlich im Languedoc aufgehalten zu haben, so daß sich der Orden im Laufe der Zeit in dieser Region auf eine bewährte und stabile Basis stützen konnte.