Das Thomasevangelium

Einleitung

Das Thomasevangelium, das bis in die dreißiger Jahre nach Christus zurückreicht, ist wohl die wichtigste und authentischste Urkunde über Jesus Christus. Neben den Schriftrollen am Toten Meer, den Qumrantexten, die 1947/48 entdeckt wurden, fand man schon im Winter 1945/ 46 in einem mittelägyptischen Dorf namens Nag Hammadi in einem großen Tonkrug 13 originale Papyrusbücher in Ledersäckchen eingehüllt. Da die Entdecker, Fellachen, sich nicht über die Wichtigkeit dieses Fundes bewusst waren, kamen die Bücher erst 1952 je zur Hälfte ins Koptische Museum nach Kairo und in das C.G. Jung- Institut nach Zürich. Hier erkannte man, dass es sich um 53 Originalwerke handelte, von denen 42 Werke gnostischen Inhalts darstellten. Denken wir hier an die 42 Bände des ägyptischen Gottes Thot.

Die hier gefundenen Texte stammen aus der Mitte des 2. Jahrhunderts und sind in einem frühen Koptisch verfasst. Teile der Sprüche gehen aber bis ins späte 1. Jahrhundert zurück. Mehrere Werke sind der Valentinischen Schule zuzuordnen, dem Zentrum der Gnosis. Uns liegt hiermit ein Werk vor, was wohl noch in seiner Ursprünglichkeit erhalten blieb und nicht ca. 500 Mal umgeschrieben wurde, wie die Bibel.

Dieses Evangelium strahlt soviel Mut und Zuversicht aus, indem es den wahren Weg der Liebe aufzeigt. Traurig, wenn dogmatisch verhaftete Theologen, wie Prof. Gerhard Marcel Martin, den Versuch starten, einen spirituellen Kommentar zum Thomas Evangelium abzugeben. „Spirituell“ klingt in der heuten Zeit der New Age – Bewegung trendgemäß. Er versucht, auf dieser Welle reitend, sich einen modern aufgeklärten Touch zu geben. Er will hilfesuchende Menschen dieser Bewegung anlocken, um sie dann wieder in die beklemmende Hilflosigkeit fallen zu lassen. Verzweifelte Suchende sind leicht wie Marionetten zu steuern. Das altbewährte Rezept, Menschen in ihrer Selbsterkenntnis zu behindern und damit in eine Unmündigkeit zu treiben, hat wieder bestens funktioniert. Irrlichter wie Marcel Martin haben einfach nicht verstanden. Ihre Gedanken klammern an alten dogmatischen Ansichten und versuchen dem Leser eine Erklärung zu suggerieren, die exakt in das Lügenbild der katholischen Kirche passt, umso schlimmer, da Herr Martin Protestant ist. Er gehört zu denen, die, wie in Login 47, in alte Schläuche neue Weine einschenken wollen. Er zeigt sich wie in Login 39 als Pharisäer, der sich weigert den Schlüssel der Erkenntnis weiterzugeben und beharrt in dem Versuch, uns vom Weg Jesu und damit von der Lehre eines liebenden Gottes abzuhalten.

2000 Jahre hat uns nun diese Kirche daran gehindert nachzudenken, zu erkennen. Hat uns einen Tempel mit Beispielen und Götzen gebaut, mit Prunk und Unterdrückung, hat 2000 Jahre die Welt dem Antichrist übergeben, anstatt dem Weisen der Himmel. Nicht der Weg der Liebe, der Achtung, des Vertrauens, der Harmonie wurden angestrebt, sondern eine permanente Unterdrückung, eine Herrschaft der Angst, eine Herrschaft durch den Antichrist. Lehrgrundsätze von Jesus wurden einfach abgeändert und dem kirchlichen Regime angepasst. Fanatismus und Dogmatismus ließen keinen Freiraum für Liberalismus und Nächstenliebe.

So will man uns erneut im Dunkeln lassen, anstatt das Licht zu sehen, das Licht, das uns Jesus wies. Wie einfach und schön ist seine Lehre, die uns Zuversicht und Hoffnung spendet? Hat nicht gerade Martin Luther dies erkannt und sich inständig bemüht, die wahre Aussage von Jesus zu verbreiten?

In 114 Logien erfahren wir hier im Thomasevangelium die wunderbare Lehre eines weisen Menschen. Leo Tolstoi sagt über die Lehren Christi in seinem Buch „Mein Glaube“: „Ich glaube an die Lehren Christi. Ich glaube, dass das Glück auf Erden nur möglich ist, wenn alle Menschen tun werden, was diese Lehre vorschreibt.“

Wie vom Teufel geritten sind Theologen wie Gerhard Martin erpicht, uns von dieser Erkenntnis fern zu halten.

Doch wenden wir uns Positivem zu, wie den folgenden Worten von Jesus. Meine Deutung ist das Ergebnis der Erfahrungen und Schlussfolgerungen der Höhen und Tiefen meines bisherigen Lebens, sie erfolgte aufgrund vieler Gespräche und der Beobachtung der Menschen mit ihren Problemen. Sie ist das Resultat der ständigen Suche nach Selbsterkenntnis. Dieses Evangelium ist für mich das schönste und eindeutigste. Jeder Satz bedeutet Leben und Trost. Liebe ist das Gebot. Liebe ist Gott, ist TAO. Jede Aussage stellt sich in dieser Spruchsammlung so einfach dar. Wir Menschen aber verkomplizieren alles und gehorchen lieber dem Dämon in uns, anstatt Jesus und der Stimme unserer Seele zu folgen. Wir machen uns selbst das Leben schwer.

Wenn alle Menschen nach diesen Logien leben würden, hätten wir das Paradies auf Erden. Mit jedem Schritt kämen wir dem Himmelreich auf Erden näher. Lassen wir uns inspirieren von der Weisheit Jesu. Lassen wir uns nicht den Mut nehmen und schon gar nicht auf Irrwege leiten. Nicht jeder wird diese Logins so interpretieren wie ich, aber jeder sollte sein Leben, seine Erfahrungen und Überlegungen sowie seine Gefühle dahingehend überprüfen. Jeder muss für sich lernen und erkennen, die Lehre Jesu kann nur eine Hilfe sein. Begreifen und umsetzen muss sie jeder selbst. Ich weiß, wie schwer es ist, die Gebote von Jesus auch nur annähernd einzuhalten. Ständig sehe ich mich damit konfrontiert, wieder nichts erreicht zu haben, wieder im alltäglichen Trott versunken zu sein. So einfach wie seine Ausführungen erscheinen, so schwer sind sie durchzuführen. Aber schon der Weg ist das Ziel und gemeinsam kann man sich unterstützen, um auf diesem mühseligen Pfad ein Stückchen weiter zu kommen.

An dieser Stelle möchte ich noch eine Erklärung anbieten, warum Jesus immer in Gleichnissen lehrte, was ja doch reichlich verwirrt und unterschiedlich ausgelegt werden könnte. Ich sage hier bewusst „könnte“, denn wenn man in die entsprechenden Lebenssituationen kommt, wird einem der wahre Sinn auf einmal offenbar, als fiele ein Schleier herab durch den die Wahrheit versteckt blieb. Es kann nicht anders sein, auch wenn die Subjektivität einzelne Nuancen beeinflusst. Wenn alles klar und deutlich von ihm vorgegeben wäre, würden wir selbst nicht mehr die Erfahrungen machen, wir würden nur nachäffen und glauben was er sagt, aber nicht verstehen, da wir den Prozess der Selbsterkenntnis nicht durchlaufen hätten. Erst wer den langen mühsamen Weg der Selbsterkenntnis durchwandert hat, wird wahrhaftig sehen und verstehen, aber nicht der, der einfach nur glaubt. Wer nur glaubt, bleibt unmündig und wird so im Unverständnis weiterleben, wie all die Gläubigen einer Kirche, die beten und fromm tun, aber im Inneren und auch in ihren Handlungen dem Antichrist folgen. Der typisch Gläubige zieht sich ein Gewand an unter dem er seine wahre Gesinnung versteckt, er hat nicht verstanden. Nur wer wirklich, aus seinem tiefsten Inneren heraus sucht, wird finden. Genau zu diesen Überlegungen und Handeln will uns Jesus zwingen.

Wir müssen unseren Beitrag leisten an diesem großen Bauwerk, die Steine derer wir dafür bedürfen sind wir selbst. Erst wenn wir verstehen, bringen wir die Kraft für diese Anstrengung auf.

Thomasevangelium
1
Und er sagte so: „Wer die Bedeutung dieser Worte findet, wird den Tod nicht kosten.“
Derjenige, der die Bedeutung der Worte erkennt, wird keine Angst vor dem Tod haben. Für ihn wird der Tod nicht als Tod, wie ihn die katholische Kirche bezeichnet, um den Menschen Angst zu machen und sie besser unterdrücken zu können, erscheinen. Er wird ihn nur als Übergang in eine andere Welt sehen, ohne Leid zu verspüren, ohne Trauer, die hiesige Welt verlassen zu müssen. Der Tod ist nicht das Ende, sondern nur eine Verwandlung. Dies ist das Vermächtnis von Jesus.

2
Jesus sprach: „Wer sucht, soll nicht aufhören zu suchen, bis das er findet. Und wenn er gefunden hat, wird er verwirrt sein. Und wenn er verwirrt ist, wird er verwundert sein und über das Universum herrschen.“
Aufruf zur Insichkehrung, zur Selbsterkenntnis. Man soll nach der eigentlichen Wahrheit suchen und diese ist in einem selbst. Ebenso wie die Mystiker, Jesus war ein Mystiker, soll man die Wahrheit, die einzige Wahrheit, in sich suchen. Und man soll nicht aufhören zu suchen. Wenn sich einem alles offenbart hat, wird man erkennen und alles wissen. Bis man das Prinzip des Kosmos, bis man Gott gefunden hat. Das, was sich einem offenbart wird einen verwirren, so sagt Jesus, denn die Großartigkeit ist unfassbar. Wenn man also so weit ist, dass man erkannt hat und ins Himmelreich Gottes aufgenommen wurde, wird man mit Gott über das Universum herrschen. Siehe Login Nr. 3.

3
Jesus sprach so: „Wenn eure Führer zu euch sagen, seht, die Herrschaft ist im Himmel, so werden euch die Vögel des Himmels zuvorkommen. Und wenn sie zu euch sagen: Sie ist im Meer! So werden euch die Fische zuvorkommen. Nein, die Herrschaft ist in euch und außer euch. Wenn ihr euch erkennt, dann werdet ihr erkannt werden. Und zwar werdet ihr erkennen, dass ihr die Söhne des lebendigen Vaters seid. Wenn ihr euch aber nicht erkennt, so seid ihr in Armut und ihr selbst seid die Armut.“
Der lebendige Vater ist der ewige Gott und seine Kinder sind die, die sein Reich erkannt haben. Damit sind auch sie ewig Lebende. Mit ‚lebendig’ ist hier ‚voller göttlichem Leben’ gemeint. Es gilt die göttliche Seele in uns selbst zu erkennen. Erkenne dass du bist. Erkenne dich selbst und werde wer du bist (Sokrates). Nur wer die Seele erkennt, erkennt die Verbindung zu Gott. Erkenne die Notwendigkeit, die wunderbare Natur zu erhalten. Erkenne die Macht der Liebe, denn sie ist das Göttliche. Diese Erkenntniskraft ist es, die uns von den Tieren und Pflanzen unterscheidet. Wenn du diese Stufe der Selbsterkenntnis erklommen hast, wirst du auch von denen erkannt, die ebenso weit sind. Diejenigen, die die Wahrheit kennen, werden sich finden. Indem du aber erkennst, zu sein, zu spüren, zu denken, zu trauern, zu lieben, bist du göttlichen Ursprungs. Erst die Erkenntnis, das Leben, das Gefüge und das höhere Gesetz zu achten, macht uns zu einem Teil von Gott. Ebenso wie eine Heuschreckenplage, die alles kahlfrißt, so reagiert der unwissende Mensch. Um ihn ist Finsternis. Das Licht aber ist in dir selbst (Th.24). Du mußt es nur herauslassen und dich aus der Dunkelheit herausbegeben. Erkenne die Notwendigkeit deines Tuns und damit den Sinn des Lebens. Erkenne dich selbst, schau in dich und erkenne, erkenne, daß die Herrschaft Gottes überall ist. Die Selbsterkenntnis führt also zur Erlösung und nicht der Glaube. Die Erlösung kommt also nicht von oben, sondern von innen, der Mensch muß handeln und nicht Gott. Das Paradies ist nicht irgendwo, wie die Irreführer uns Glauben machen wollen, sondern es ist vor uns und in uns.

4
Jesus sprach: „Der Greis wird in seinen Tagen nicht zögern, ein Kleinkind von sieben Tagen nach dem Ort des Lebens zu fragen, und er wird leben. Denn viele erste werden letzte, doch sie werden ein einziger sein.“
Neues körperliches Leben kommt, altes geht. Doch die Seelen werden immer leben und sich in der Ewigkeit vereinen. Jeder Neugeborene wird einmal alt. Im Alter von sieben Tagen ist die Verbindung zur Anderswelt noch nicht durchschnitten. Das Wissen darüber noch vorhanden, wenn auch verschwommen. Deshalb fragt ein Greis, dem diese Erinnerung verlorengegangen ist ein Kleinkind, nach dem Ort wo alles beginnt, denn dort endet auch alles. Die vielen Neugeborenen werden irgendwann wieder in die Anderswelt hinübergehen und sich mit all den anderen Seelen vereinigen. Jede einzelne Seele gehört zu dem Ganzen, zu dem Einen. Sie bilden eine Einheit, das Reich Gottes. (siehe Login 18)

5
Jesus sprach: „ Erkenne, was vor deinem Gesichte ist, und was dir verborgen ist, wird sich dir entbergen; denn nichts Verborgenes, das nicht manifest gemacht würde.“
Es gibt nichts Verborgenes, was nicht gelüftet wird, du mußt nur sehen und erkennen lernen. Geh bewußt durch das Leben und erkenne, was und warum du etwas tust, erkenne Zusammenhänge, erkenne die Großartigkeit von Gottes Schöpfung, die vor deinen Augen liegt. Wer Augen hat zu sehen, der sehe. Das Verborgene wird nicht länger verborgen bleiben, es wird offenbar. Erkenne, was vor und was in dir ist. Erkenne, welch prachtvollen Garten man dir zur Obhut anvertraut hat, erkenne die dir daraus erwachsende Verpflichtung.

6
Es fragten ihn seine Schüler und sagten zu ihm so: „Willst du, dass wir fasten?“ Und: „Wie sollen wir beten und Almosen geben, und welche Speise sollen wir einhalten?“ Jesus sprach so: „Lügt nicht. Und das was ihr hasst, tut nicht; denn offen liegt alles da vor dem Himmel. Denn es gibt nichts Verborgenes, das nicht entborgen wird, und nichts Verdecktes, das nicht aufgedeckt werden wird.“
Wie wir beten und Almosen geben und ob wir fasten ist nicht so wichtig. Viel entscheidender ist, dass wir unserer inneren Stimme folgen und nur das tun, was wir nicht hassen, nur das, wobei wir ein gutes Gefühl haben. Sage immer die Wahrheit. Denn vor Gott gibt es nichts Verborgenes. Wenn Jesus hier auch nicht direkt auf die Frage eingeht, so beantwortet er sie anderenorts.

7
Jesus sprach: „ Selig der Löwe, den ein Mensch isst, und der Löwe wird Mensch. Und grässlich der Mensch, den ein Löwe frisst, und der Mensch wird Löwe.“
Mit dem Löwen ist das Tier, die Bestie gemeint, das Tier in uns, das uns zerstört. Wenn dieses Tier in uns durch Menschlichkeit besiegt wird, erfährt dieser von Begierden gequälte Mensch eine Läuterung, er erkennt und wird zum Menschen. Wenn der Mensch aber von Begierden aufgefressen wird, wird er zum Tier, grausam und rücksichtslos. Selig sind also diejenigen, die ablassen von allen Begierden, die sich selbst überwinden und sich in ihren Leidenschaften zügeln.

8
„Der Mensch gleicht einem klugen Fischer, der sein Netz ins Meer warf. Und er zog es aus dem Meere, voll mit kleinen Fischen. Mitten unter ihnen fand er einen großen, guten Fisch, der kluge Fischer. Da warf er alle kleinen Fische zurück ins Meer, und wählte den großen Fisch, ohne zu zögern. Wer Ohren hat, um zu hören, der soll hören!“
Jesus, der weiß, dass die Menschen unzulänglich, unmündig, uneinsichtig, oberflächlich und materialistisch sind, kann hier unmöglich die Menschheit als tatsächlich klug darstellen wollen. Wenn dem so wäre, bräuchte er sich ja nicht zu mühen, sie zu belehren und sie auf einen sittlich-moralischen Weg zu geleiten. Der Mensch, der materialistisch eingestellt ist kann hier auch nur im materialistischen Sinne als klug bezeichnet worden sein, sozusagen als Negativbeispiel, eben als Mensch. Denn dieser sucht sich nur das augenscheinlich größte und geht nicht nach den inneren Werten, die kleinen bedeuten ihm nichts. Für einen Fischer mag das richtig sein, jedoch nicht für den erkennenden Menschen, der nach der Wahrheit und dem Himmelreich strebt. Für ihn sind alle Menschen gleich, ob groß ob klein, ob schwarz ob weiß.

9
Es sprach Jesus so: „ Seht, einer der sät, ging hinaus, füllte seine Hand und warf. Einiges fiel auf den Weg, und Vögel kamen und pickten es auf. Anderes fiel auf den Fels und trieb keine Wurzeln in die Erde hinab und trieb auch keine Ähren in die Höhe. Anderes fiel auf Dornen. Die erstickten den Samen, und der Wurm fraß es. Und anderes fiel auf guten Boden und brachte gute Frucht hervor: Es brachte sechzigfach und hundertzwanzigfach!“

Säen kannst du nur auf gutem Boden. Gute Frucht gedeiht nur auf gutem Boden und nicht auf Fels, wo Härte, Engstirnigkeit und Dogmatismus herrschen. Bringe deine Botschaft also dorthin, wo man bereit ist, sie anzunehmen. Vergeude nicht deine Zeit und Kraft in den unendlichen Versuchen an Unwürdigen, weil sie nicht verstehen und unmündig sind. Deren Zeit wird noch kommen. Du verbrauchst dabei nur zu viel von deiner Kraft. Aber ein guter Boden will vorbereitet sein, es muss gepflügt, geeggt und von Unkraut befreit sein. Je besser der Boden, desto besser der Ertrag. Zuerst muss alles Althergebrachte nach unten gekehrt werden, um frei und aufnahmefähig für etwas Neues zu sein, die Kanten müssen geglättet und schlechte Einflüsse beseitigt werden. Wende dich denen zu, die hilfesuchend ihre Hände ausstrecken. So wird die Botschaft schneller verbreitet.
Die anderen, die steinigen, die dornigen halten dich nur ab, sie wollen nicht, dass du die Botschaft Gottes weiterverbreitest, deshalb wollen sie dich klammern und aufhalten. Sie bekehren zu wollen, bedeutet hundert ernsthaft Suchende fallen zu lassen.

10
Es sprach Jesus so: „ Ich habe Feuer auf die Welt geworfen, und seht, ich hüte es, bis es brennt.“
Dieses Feuer leitet die geistige Erneuerung ein. Das Feuer macht ein für alle Mal Schluss mit vergangenen Sünden, mit den Altlasten und reinigt unsere Gedanken, damit sie frei werden für einen Neubeginn, der aber auf der Erkenntnis des Vergangenen basiert.
In uns wird entzündet das Feuer des Verlangens nach dem, was wir nicht mehr besitzen, nach dem Paradies. Jesus entfacht das Feuer, nach der Erkenntnis zu suchen. Er sät den Samen und wartet bis er sich vermehrt. Er setzt den Impuls und wartet auf das Ergebnis. An einem Ort wird das Feuer entfacht und geschürt, dass es sich schnell ausbreitet bis die ganze Erde brennt und jeder von den Flammen ergriffen ist.
Die Botschaft Jesu soll an allen Orten und Winkeln verkündet werden. Seine frohe Botschaft soll sich wie ein Lauffeuer verbreiten, bis ein Flächenbrand entsteht. Wir hingegen essen Fleisch, das uns von innen verbrennt. Wir misstrauen unseren Mitmenschen, was uns die Ruhe raubt. Wir schenken keine Liebe, was uns zu einer Wüste macht. Die rein pragmatischen Deuter von der historischen Person Jesu würden jetzt sagen: Jesus schürte solange gegen die römischen Unterdrücker, bis es brenzlig wurde, ja an allen Ecken und Enden der Aufstand entflammte. Ich will diese Kontroversen nicht verschweigen, sehe es aber anders als die Pragmatiker.
(Siehe auch Login 82.)

11
Es sprach Jesus so: „ Dieser Himmel wird vorübergehen, und der über ihm wird vorübergehen. Und die Toten leben nicht, und die Lebenden werden nicht sterben. In den Tagen, da ihr das Tote gegessen habt, habt ihr es lebendig gemacht. Wenn ihr im Lichte seid, was werdet ihr dann tun? An dem Tage, da ihr einer wart, wurdet ihr zwei. Wenn ihr aber zwei geworden seid, was werdet ihr tun?“
Zeiten werden vergehen, bis wir gestorben sind und unser leiblicher Körper Vergangenheit wurde, dann werden wir ewig leben. Zuerst wart ihr einer und unzufrieden und wolltet getrenntgeschlechtlich werden. Nun seid ihr es und seid wieder unzufrieden. Was wollt ihr nun?

12
Es sprachen die Schüler zu Jesus so: „Wir wissen, dass du uns verlassen wirst. Wer wird über uns groß sei?“ Es sprach zu ihnen Jesus so: „Wohin ihr gekommen sein werdet, gehet zu Jakobus, dem Gerechten, seinetwegen sind Himmel und Erde geworden.“
Jakobus, der Bruder von Jesus, predigte die wahre Lehre noch ca. 30 Jahre nach dem Tode von Jesus, bis er gesteinigt wurde. Folgen sollen wir also ihm und nicht dem Paulus, der als Gründer der christlichen Kirche gilt. Es ist Jakobus, der die esoterische Erkenntnis in sich trägt. Ihm, als Eingeweihtem, sollen wir folgen. Folgen tun wir allerdings dem exoterischen dogmatischen Paulus. Diese Nichtbefolgung war wohl der größte Fehler der Christen, die bis heute ihre dunklen Schatten auf ein falsches Christentum werfen. Wohlweislich ließen die paulinischen Christen alle gnostischen Schriften, die sie fanden, vernichten.

13
Es sprach Jesus zu seinen Schülern so: „ Vergleicht mich und sagt mir, wem ich gleiche.“ Es sprach zu ihm Simon Petrus so: „Du gleichst einem gerechten Engel.“ Es sprach zu ihm Matthäus so: „Du gleichst einem Philosophen, einem intelligenten Menschen.“ Es sprach zu ihm Thomas so: „Rabbi, mein Mund wird es nicht tragen, zu sagen, wem du gleichst.“ Es sprach Jesus so: „Ich bin nicht dein Rabbi. Nein, du hast getrunken und dich an der sprudelnden Quelle berauscht, die ich vermessen habe.“ Und er nahm ihn, zog sich zurück und sagte ihm drei Worte. Als Thomas aber zu seinen Freunden zurückkam, fragten sie ihn so: „Was hat dir Jesus gesagt?“
Es sprach zu ihnen Thomas so: „Wenn ich euch auch nur eins der Worte sagen würde, die er zu mir gesagt hat, würdet ihr Steine nehmen und auf mich werfen, und aus den Steinen würde Feuer kommen und euch verbrennen.“
Ich bin mir über dies Login noch nicht ganz schlüssig. Die Steine, die geworfen werden sind wohl der Neid oder der Hass? Könnte er zu Thomas gesagt haben:“ Ich bin Du.“ Denn Thomas ist doch sein Zwillingsbruder?
Dies wäre eventuell ein Grund zur Eifersucht für die anderen. Ich gleiche Gott, kann er nicht gesagt haben, denn die Lehren Gottes kennen seine Jünger nur aus seinen Erzählungen. Sie könnten demnach Jesus nicht objektiv mit Gott vergleichen.
So eine Antwort zu erwarten wäre auch unlogisch, wo Jesus doch ständig die Lehren Gottes verbreitet und dadurch zwangsweise eine Ähnlichkeit zwischen ihm und Gott besteht. Deshalb bräuchte Jesus nicht zu fragen, wem er gleiche. Es muss also ein anderer sein, jemand, der ihm nicht so offensichtlich gleicht. Wäre es Johannes der Täufer oder Jacobus sein anderer Bruder, so würden die Jünger sicherlich keine Steine auf Thomas werfen. Aber gerade dieser Umstand weist auf eine Beteiligung in den drei Worten Jesu an Thomas hin, es muss mit Thomas zu tun haben. Und warum maßregelt Jesus den Thomas, der ihn als seinen Lehrmeister bezeichnet? Hiermit bekundet Jesus doch, dass es keinen Unterschied zwischen ihnen beiden gibt, keiner ist geringer als der andere. Sie gleichen sich also!? Er zieht den Thomas weg, weil er gemerkt hat, dass die anderen diese Gleichheit nicht sehen oder sehen wollen. Deshalb hielt er es für besser, es dem Thomas im Geheimen zu sagen, um bei den anderen keinen Neid aufkommen zu lassen.

14
Es sprach zu ihnen Jesus: „Wenn ihr fastet, werdet ihr euch Sünde schaffen, und wenn ihr betet, wird man euch verdammen, und wenn ihr Almosen gebt, werdet ihr eurem Geist (=Pneuma) schaden. Und wenn ihr ein Land betretet und in den Gegenden herumwandert, dann esst was man euch anbieten wird. Die Kranken unter ihnen heilen. Denn was in euren Mund kommt, wird euch nicht verunreinigen; aber was aus eurem Munde herauskommt, das wird euch verunreinigen.“
Achtet also darauf, was ihr sagt, lügt nicht, beleidigt nicht euren Nächsten, sondern erweist ihm und der Schöpfung Achtung. Man wird das, was ihr sagt und tut nicht achten sondern verwerfen, es wird euch zum Nachteil ausgelegt. Deshalb seid vorsichtig, esst in fremden Ländern deren Speisen und heilt ihre Kranken, aber fallt nicht auf und weckt mit euren Sitten zu fasten, zu beten und Almosen zu geben kein Misstrauen.

15
Es sprach Jesus so: „Wenn ihr den seht, den keine Frau geboren hat, dann werft euch hin auf euer Gesicht und betet ihn an. Jener ist euer Vater.“
Derjenige, der aus einem ungeschlechtlichen entsprossen ist, der also nicht aus der Bipolarität der Geschlechter entstanden ist, der ist Gott. Gott ist nicht polar, Gott ist weder männlich noch weiblich. Die Geburt ist Leidenschaft. Wo aber Leidenschaft, ist nicht das Gute. Gottvater ist also nicht ein dualistischer Mensch, dessen Seele in einem Körper gefangen ist. (Siehe auch Edgar Dacqué „Das verlorene Paradies“ Seite 63 und das Ägypterevangelium aus den Funden von Nag Hammadi)

16
Es sprach Jesus so: „ Mag sein, dass die Menschen denken, ich wäre gekommen, Frieden auf die Welt zu bringen, und dabei wissen sie nicht, dass ich gekommen bin, Scheidung auf Erden zu bringen, Feuer, Schwert und Krieg. Denn fünf werden sein in einem Haus, und drei werden sein gegen zwei, und zwei werden sein gegen drei; der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater. Und sie werden dastehen als einzelne.“
Durch seine Lehren stellt er den Materialismus in Frage und bringt sein System zum Wanken. Scheidung heißt die Trennung in Esoterik und Exoterik. Durch diese Aufspaltung in die weltlichen Machthaber und die Inhaber der Erkenntnis entstehen Machtkämpfe und Krieg. Durch sie kommt das Leid auf die Welt, ein Leid, das für die Esoteriker eine schwere Prüfung bedeutet. Jeder wird jeden verraten und bekämpfen. Der Bruder den Bruder, der Vater den Sohn und der Sohn den Vater.

17
Es sprach Jesus so: „ Ich werde euch geben, was kein Auge gesehen und was kein Ohr gehört und was keine Hand berührt hat und was auf keines Menschen Herz hinaufgestiegen ist.“
Er gibt uns etwas, was kein Körper mit seinen Sinnen wahrnehmen kann, also für uns etwas nicht Wahrnehmbares. Nur die Seele kann erkennen und der Mensch, der sich selbst erkannt hat und damit Gott. Er gibt uns die einzige Wahrheit, den Blick in uns selbst und in das Universum, die Erkenntnis.

18
Es sprachen die Schüler zu Jesus so: „Sage uns, wie wird unser Ende sein?“ Es sprach Jesus: „Habt ihr denn den Anfang erfüllt, dass ihr das Ende sucht? Denn an dem Ort, an dem der Anfang ist, dort wird auch das Ende sein. Selig wer im Anfang steht, er wird das Ende erkennen und den Tod nicht schmecken.“
Der Anfang ist das Ende und das Ende ist der Anfang. Der Tod ist die Geburt. Erst wer seine Aufgaben erfüllt hat, darf sterben, um bei der nächsten Reinkarnation eine neue Aufgabe zu erfüllen oder aber im Paradies bleiben, wenn er die Stufe der Erkenntnis erreicht hat. (siehe Login 4 ). Dies würde bedeuten, dass Nahtoderfahrungen, dem entsprechen, was man auch vor der Geburt durchlebt. Menschen, die man wieder zurück ins Leben geholt hatte nachdem sie schon klinisch tot waren, berichten über diesen Zustand der Schwerelosigkeit, der außerkörperlichen Wahrnehmung. Sie alle sahen ein gleißendes Licht. Das Hineinschlüpfen in den Körper ist die Umkehrung des Todes, wobei allerdings der Tod, das Entschlüpfen aus dem Körper als Wohltat empfunden wird. Die Geburt hingegen nicht. Keine Befreiung ist zu spüren sondern ein beengendes Gefühl. In mehreren Rückführungen berichteten Klienten von diesem beklemmenden Gefühl der Geburt. Deshalb weiß ein neugeborenes Kind, wie das Ende sein wird, es kennt den Übergang. Der alte Mensch kennt ihn nicht mehr, ihm fehlt dieses Erinnerungsvermögen.

19
Es sprach Jesus so: „Selig, wer war, bevor er wurde. Wenn ihr zu Schülern werdet und meine Worte hört, dann werden euch diese Steine dienen. Denn ihr habt fünf Bäume im Paradies, die sich nicht bewegen Sommers und Winters. Und ihre Blätter fallen nicht ab. Jeder, der sie erkennen wird, wird den Tod nicht kosten.“
Selig ist der, der wiedergeboren wurde, denn er ist auf der Leiter der Erkenntnis.
Die fünf Bäume sind wohl die 5 Äonen, die mannweibliche Fünfheit, wie sie auch in der Geheimschrift des Johannes stehen.
Fünfheit der Äonen des Vaters:
1. die Barbelo, Paargenossin des Unermesslichen, die endgültige Kraft.
2. der Gedanke
3. die erste Erkenntnis
4. die Unvergänglichkeit
5. das ewige Leben
An anderer Stelle steht, dass alles, was nicht mannweiblich ist, dem Zyklus von Geburt-Tod-Geburt unterworfen ist. Mit der Erkenntnis dieser Fünfheit wäre man mannweiblich. In Verbindung mit dem 4. und 5. Äon wird der Erkennende den Tod nicht kosten. Mit dem Äon Nr. 2 erkennt er den Gedanken, der hinter allem steht, in Nr. 1 begreift er die allumfassende Kraft und Nr. 3 ist die Erkenntnis selbst.
Im Evangelium des Phillipos sind die fünf Bäume:
1. Der Baum, der die Tiere hervorbringt
2. Der Baum, der die Menschen hervorbringt
3. Der Baum des Lebens
4. Der Ölbaum
5. Der Baum der Erkenntnis, bzw. der Baum des Todes
Wir erinnern uns an den Baum der Erkenntnis im Paradies, von dem Adam und Eva nicht essen sollten, eben weil sie dann den langen mühseligen Weg der Erkenntnis gehen müssten. Dies wollte ihnen der Weise der Himmel ersparen. Aber Adam und Eva wollten nicht hören und begaben sich auf den Weg, den gleichen Weg, den die Schüler von Jesus nun gehen, den wir alle gehen müssen.

20
Es sprachen die Schüler zu Jesus so: „Sage uns, wem die Herrschaft der Himmel gleicht?“ Er sprach zu ihnen so: „Sie gleicht einem Senfsamen, der kleiner ist als alle Samen. Wenn er aber fällt auf das Land, das er anbaut, treibt er einen großen Schößling hoch und wird zum Zelt für die Vögel des Himmels.“
Wenn der Samen, der Geist, die Idee auf den richtigen Nährboden fällt und gedeiht, wird der Himmel auf Erden sein. Wenn die Saat der Liebe aufgeht wird dies sein. Der Geist der Liebe scheint kleiner als alle anderen Verlockungen. Das Unscheinbare aber ist es, was den Erfolg und das Glück bringt.

21
Es sprach Maria (Magdalena) zu Jesus so: „Wem gleichen deine Schüler?“ Er sprach so: „Sie gleichen Knaben, die sich auf ein Feld hinsetzen, das ihnen nicht gehört. Wenn aber die Herren des Feldes kommen, werden sie sagen: Lasst unser Feld uns! Jene ziehen sich dann nackt aus vor denen, um es ihnen zu lassen und ihnen ihr Feld zu geben. Darum sage ich so: Wenn der Hausherr wüsste, dass ein Dieb kommt, würde er wachen, bis dass er kommt, und ihn nicht einbrechen lassen in das Haus seiner Herrschaft, um etwa seine Sachen wegzuschleppen. Ihr aber, seid wachsam vor der Welt! Gürtet eure Hüften mit großer Kraft, damit die Räuber keinen Weg finden, zu euch zu kommen. Denn den Besitz, nach dem ihr Ausschau haltet, werden sie finden. Ach sei in eurer Mitte doch ein verständiger Mensch! Wenn aber die Frucht reif ist, kommt er schnell mit der Sichel in seiner Hand und mäht sie ab! Wer Ohren hat, um zu hören, der soll hören!“
Dem Weltlichen und seinen Versuchungen sollen wir entsagen, denn der Antichrist will damit nur unsere Seele rauben. Wenn ihr glaubt, euer Ziel erreicht zu haben, wird der Antichrist ihn mit schonungsloser Gewalt zunichte machen wollen. Seid deshalb gut gegürtet und standhaft gegen all seine Verführungen.

22
Jesus sah kleine Kinder, wie sie Milch saugten. Er sprach zu seinen Schülern so: „Diese kleinen Kinder, die saugen, gleichen denen, die hineinkommen in die Herrschaft.“ Sie sprachen zu ihm so: „Werden wir, wenn wir kleine Kinder sind, hineinkommen in die Herrschaft?“ Es sprach Jesus zu ihnen so: „Wenn ihr zwei zu eins macht und wenn ihr den inneren Teil wie den äußeren Teil und den äußeren Teil wie den inneren Teil und den oberen Teil wie den unteren Teil macht und wo ihr das Männliche und das Weibliche zu einem Einzigen macht, damit nicht das Männliche männlich und das Weibliche weiblich bleibe; wenn ihr macht Augen statt eines Auges und Hände statt einer Hand und Füße statt eines Fußes und Bilder statt eines Bildes, dann werdet ihr hineinkommen. “
In die Herrschaft der Himmel kommt derjenige, der sich von der Bipolarität trennt. Der, der das Männliche und Weibliche zu einem Einzigen macht. Der, der frei ist von körperlichen Begierden. Der, der seine Seele nach außen gekehrt hat. Wenn ihr die Erde gemacht habt wie den Himmel, also die Zwietracht säende Bipolarität abgeschafft habt, werdet ihr in die Herrschaft der Himmel kommen. Kleinkinder sind noch nicht in der Geschlechtsreife und damit frei von sexuellen Begierden. Werdet wie Kinder, ohne Voreingenommenheit, dann kommt ihr in die Herrschaft der Himmel. Wer nur aus innerstem Herzen, aus seinem Wesensgrund (Eckehart) lebt, der ist wieder zum Kind geworden, der lebt unmittelbar aus Gott (TAO).

23
Es sprach Jesus so: „Ich werde euch aussuchen, einen aus 1000 und zwei aus 10 000, und man wird ein einziger sein.“
Gleich wen er sich auch aussucht aus einer großen Menge, die Seelen bilden immer ein Ganzes. Eine Einheit mit Gott und dem Kosmos. Alles ist mit allem verbunden.

24
Es sprachen seine Schüler zu ihm so: „Lehre uns den Ort, an dem du bist, denn es ist notwendig, dass wir ihn suchen.“ Er sprach zu ihnen so: „Wer Ohren hat, soll hören! Licht ist innerhalb eines Menschen des Lichts, und er leuchtet die ganze Welt. Wenn er nicht leuchtet, ist Finsternis.“
Licht ist in jedem Menschen des Lichts. Der Ort ist in uns allen, Jesus ist in einem jeden von uns. Er ist das Licht.

25
Es sprach Jesus so: „ Liebe deinen Bruder wie deine Seele; hüte ihn wie die Pupille deines Auges!“
Liebe deinen nächsten wie dich selbst! Die Seele in dir ist mit der Seele deines Nächsten eins, sie gehören zu der Einheit.

26
Es sprach Jesus so: „ Den Spreitzen im Auge deines Bruders siehst du wohl. Den Ast aber in deinem Auge siehst du nicht. Wenn du den Ast aus deinem Auge herausdröselst, dann wirst du scharf sehen, um herauszudröseln den Spreitzen aus dem Auge deines Bruders.“
Erkenne erst deine Fehler, bevor du versuchst, die Fehler der anderen zu heilen. Wenn du dich selbst erkannt hast, erst dann kannst du anderen helfen.

27
„Wenn ihr nicht vor der Welt fastet, werdet ihr die Herrschaft nicht finden; wenn ihr nicht den Sabbat zum Sabbat macht, werdet ihr den Vater nicht sehen.“
Fasten heißt hier, dem Alltag entfliehen, sich von allem Weltlichen lösen, von den Begierden, den Leidenschaften, den Zwängen. Erst wenn du befreit bist, kannst du dich in Selbsterkenntnis üben, in dich kehren und meditieren. Dies kann ich jedoch nur, wenn ich die negativen Einflüsse des Alltags von mir streife. Ich brauche spätestens jeden 7. Tag einen Tag der Besinnung, sonst wird man zu unruhig, der Antichrist gewinnt Oberhand und das Verborgene bleibt verborgen. Schaffe dir diese Ruhepunkte diese Freiräume am 7. Tag, am Sabbat. Heilige also den Sabbat. Gib an einem Tag in der Woche deine Gedanken dem Schöpfer und deinem Selbst, an einem Tag, an dem du nicht von den banalen Einflüssen des Alltags abgelenkt bist.

28
Es sprach Jesus so: „ Ich stand in der Mitte der Welt und machte mich ihnen bekannt im Fleische. Ich fand sie alle betrunken. Keinen durstigen fand ich unter ihnen, und meine Seele wurde gequält wegen der Söhne der Menschen. Denn sie sind blind in ihrem Herzen und sehen nicht deutlich, dass sie leer in die Welt gekommen sind, vielmehr suchen sie, wieder leer aus der Welt hinauszugehen. Ja, jetzt sind sie betrunken, wenn sie aber ihren Wein ausschütteln, dann werden sie umkehren.“
Jesus wurde körperlich. Die Menschen waren trunken von den weltlichen Annehmlichkeiten, von den Gelüsten, vom Streben nach materiellen Gütern. Jesus fand keinen Suchenden, dem nach der Wahrheit dürstete. Die Menschen erkennen nicht ihre Leere, sie sind nur oberflächlich und wollen so bleiben. Erst wenn man ihnen die weltlichen Güter nimmt, werden sie suchen. Wenn die Ernüchterung kommt werden sie sich besinnen.

29
Es sprach Jesus: „Wenn das Fleisch geworden sein sollte wegen des Geistes, ist es wunderlich. Wenn der Geist aber wegen des Leibes, ist es noch wunderlicher. Aber ich wundere mich, wie sich ein solcher Reichtum in dieser Armut Wohnung gesucht hat.“
Jesus macht eine klare Zweiteilung zwischen Geist und Körper. Der Geist wohnt im Körper, der sich aber noch auf einer niedrigen Entwicklungsstufe befindet und dem Geist bei weitem nicht gerecht wird. Der Körper ist der Tempel des Geistes, der Seele. Er ist nur ein Vehikel und eine Wohnung.

30
Es sprach Jesus so: „ Wo drei Götter sind, sind Götter, wo zwei oder einer, bin ich mit ihnen.“
Ein Hinweis auf die Religionsunterschiede. Wo Jesus dabei ist, ist das rechte Himmelreich, das Himmelreich mit einer Gottheit. Das Vorhandensein mehrerer Gottheiten weist auf eine falsche Religionsrichtung hin. Es weist aber auch darauf hin, dass bei Gruppen mit mehr als 3 Personen kein mystisches Gespräch stattfinden kann.

31
Es sprach Jesus: „ Ein Prophet ist nicht akzeptiert in seinem Dorf. Ein Arzt hielt nicht solche, die ihn kennen.“
Ein Prophet gilt im eigenen Lande nichts, er hat zu viele Neider. Der Nachbar gönnt dem Nachbar nichts.

32
Es sprach Jesus so: „ Eine Stadt, die man auf einem hohen Berge erbaut und die bewehrt ist, kann nicht fallen, sich aber auch nicht verbergen.“
Wer herausragt aus der Masse, sieht sich der Kritik ausgesetzt. Wer sich traut seine Position, seine Meinung zu vertreten, muss mit Angriffen rechnen. Wer sich aus dem Fenster lehnt, wird gesehen.
(siehe Login 86)

33
Es sprach Jesus: „ Was du hören wirst in deinem Ohr, schrei in das andere Ohr, über eure Dächer hin. Denn niemand entzündet eine Lampe und stellt sie unter einen Bottich oder stellt sie an einen abgelegenen Platz, sondern er stellt sie auf den Kandelaber, damit alle, die eintreten, und alle, die hinausgehen, sein Licht sehen.“
Stelle dein Licht so auf, dass es jeder sieht. Zeige jedem das Licht, das in dir leuchtet. Gehe auf die Menschen zu und zeige ihnen, was du gefunden hast, was du sagen willst. Ein verstecktes Licht leuchtet keinem den Weg. Verkünde allen, was du vernommen hast. Ich sehe dies als Erweiterung zu Login 32, dass man zu seiner Meinung stehen und sie auch öffentlich wiedergeben soll.

34
Es sprach Jesus so: „ Wenn ein Blinder einen Blinden führt, fallen sie zu zweit hinunter in die Grube.“
Wenn weder der eine noch der andere den Weg kennt, verirren sie sich. Es muss immer einer dabei sein, der den Weg kennt, sonst führt der Weg in die Irre. Nur wer die Erkenntnis der Wahrheit gefunden hat, kann den, der noch nicht erkannt hat, sicher führen. In gemeinsamer Unkenntnis verhaftet sein, heißt verloren sein.

35
Es sprach Jesus: „Unmöglich ist es, dass einer in das Haus eines Starken eintritt und ihm Gewalt antut, es sei denn, er bände dessen Hände. Dann mag er dessen Haus umstülpen.“
Wer im Geist, im Charakter stark ist, ist unerschütterlich. Wer aber an Irdisches gebunden ist, mit dem kann der Antichrist tun, was er will. Die Fesseln der Begierden und die Last des Alltags verschleiern den Geist. Man wird zum Spielball der Verführer.

36
Es sprach Jesus: „Sorget euch nicht von der Frühe bis zum Abend und vom Abend bis zur Frühe, was ihr anziehen werdet.“
Belastet euer Leben nicht mit nebensächlichen Dingen.

37
Es sprachen seine Schüler so: „Wann wirst du dich uns bekannt machen, und wann werden wir dich sehen?“ Es sprach Jesus so: „Wenn ihr eure Scham abgelegt und eure Kleider nehmt und sie unter eure Füße legt wie die kleinen Knaben und darauf trampelt, dann werdet ihr den Sohn dessen sehen, der lebendig ist, und euch nicht fürchten.“
Wenn wir alle voreinander gleich sind und materielle Güter sowie unsere Scham ablegen, wird sich uns Jesus offenbaren. Scham zeigt nur der, der sich seines Geschlechtes bewusst ist. Er schämt sich nicht seiner Nacktheit, sondern er schämt sich wegen seiner Minderwertigkeit, seiner Unvollkommenheit, wie Adam und Eva. Sie hatten die Vollkommenheit im Paradies verloren und schämten sich für die Schuld, die sie selbst an diesem Verlust trugen. Kleinkinder sind noch frei von den Zwängen der Sexualität und zeigen keine Scham. In diesen Zustand der Unbekümmertheit sollen wir zurückfinden.

38
Es sprach Jesus so: „Oftmals habt ihr gewünscht, zu hören diese Worte, die ich euch sage, und ihr habt keinen anderen, sie von ihm zu hören. Tage werden kommen, da ihr mich suchen und nicht finden werdet.“
Man kann nicht immer auf eine Erklärung warten, man muss sie selbst suchen. Auch wenn man sich einsam und verlassen, leer und hoffnungslos fühlt. Gebt nicht auf, zu suchen. Wenn ihr nicht den Sinn meiner Worte erkennt, werdet ihr eines Tages Trost suchen, ihn aber nicht finden, keiner wird euch die Fragen beantworten, wenn ihr nicht die Antwort in euch selbst suchet und dem folgt, was ich euch sage. In den Tagen der Verzweiflung, wo ihr meinen Rat sucht, müsst ihr euch an meine Worte erinnern.

39
Es sprach Jesus so: „Die Pharisäer und Schriftlehrer haben die Schlüssel der Erkenntnis an sich genommen und haben sie versteckt. Sie selber sind nicht eingetreten, und die eintreten wollten, haben sie nicht gelassen. Ihr aber! Seid schlau wie Schlangen und arglos wie Tauben.“
Die Kirchenväter haben die wahren Lehren versteckt und wollen sie geheim halten, auf dass sie niemandem offenbar werden, denn dies würde ihre Ziele zunichte machen, denn ihre Ziele sind die Ziele des Antichristen. Sie selbst verstehen nicht und wollen auch nicht, dass ein Suchender verstehen könnte. Wenn du die Wahrheit kennst und den rechten Pfad gefunden hast, posaune es nicht unvorsichtig heraus, auf dass es die Kirchenväter hören und dich verfolgen. Gib die Schlüssel der Erkenntnis im Geheimen weiter und sei vorsichtig, wem du sie gibst.

40
Es sprach Jesus: „ Ein Weinstock wurde außerhalb des Vaters gepflanzt, und da er ungeschützt ist, wird er ausgerissen mit der Wurzel, und er geht ein.“
Nur in dem Schutz der Gemeinschaft sind wir stark und können bestehen. Ohne diesen Schutz vernichtet uns der Antichrist.

41
Es sprach Jesus so: „Dem, der in seiner Hand hält, wird man geben, und von dem, der nicht hält, wird man auch das bisschen, das er hat, wegtragen.“
Derjenige, der sucht und der in seiner Hand die Wahrheit durch Erkenntnis hält, dem wird man den Schlüssel zum Himmelreich geben. Die anderen aber, die nicht sehen wollen, wird man die Möglichkeit zur inneren Ruhe und Selbsterkenntnis und damit den Eintritt ins Himmelreich verwehren.

42
„Es sprach Jesus so: Werdet Vorübergehende!“
Verharrt nicht in diesem irdischen Leben, sondern nehmt es mit, als Erfahrung, erfüllt eure Aufgaben. Aber verweilt nicht und macht das materielle Erdenleben zum Wichtigsten. Richtet euer Streben nach geistigen Gütern und inneren Werten. Erst durch zahlreiche Wiedergeburten werdet ihr lernen und erkennen

43
Es sprachen zu ihm seine Schüler so: „Du, wer bist du, dass du so zu uns sprichst?“ (Jesus erwiderte:) „Erkennt ihr nicht in dem, was ich euch sage, wer ich bin? Nein, ihr seid geworden wie die Juden. Denn sie lieben den Baum und hassen seine Frucht und lieben die Frucht und hassen den Baum.“
Das eine bedingt das andere. Ich kann nicht eins vom anderen trennen, so kann ich nicht trennen Gott von Jesus und Jesus von Gott. Und auch beide nicht vom Geist. Alles ist eins. Ich kann nicht die Lehren bejahen und den Lehrmeister verneinen.

44
Es sprach Jesus so: „Wer dem Vater flucht, dem wird man vergeben, und wer dem Sohn flucht, dem wird man vergeben. Wer aber dem heiligen Geist flucht, dem wird man nicht vergeben, auf Erden nicht und im Himmel nicht.“
Man kann dem Vater und dem Sohn Vorwürfe machen, aber dem System an sich, dem großen Geist, der dahintersteht nicht. Eine ganz andere Dimension würde sich hier auftun, wenn man hier den Vater als Gott-Mensch verstehen würde, also als ein höher entwickeltes Wesen von einem anderen Planeten, der oder die hier auf die Erde kamen. So finden wir in den Apokryphen im Buch der Jubiläen über die Ehen der Engel mit den Töchtern der Menschen einen Hinweis auf die Erdenmenschen und das Sternenvolk. Der Vater ist der Gott, der mit seinen „Engeln“ auf dem Berge wohnt. Man verbot den „Engeln“ sich mit dem Erdenvolk zu vermischen, aber sie hielten sich nicht daran und der Sündenfall begann aufs Neue. Der heilige Geist, der hinter allem steht, ist dann das eigentlich Göttliche, das Unanfechtbare. Was für unsere Vorfahren die Götter waren, waren die Überbringer eines allumfassenden Wissens über Moral, Ethik, Wissenschaft und Religion. Denken wir hier an die Bücher des Hermes Trismegistos oder Thot, der dieses Wissen in den 42 Werken der Nachwelt überliefert haben soll. Oder wie die zu anfangs erwähnten 42 Bücher, die in Nag Hammadi gefunden wurden, zu denen ja auch dieses Thomasevangelium zählt. Vielleicht steckt hier ein altes Wissen aus grauer Vorzeit, ein Wissen, dass in geheimen Kreisen peinlichst genau weitergetragen wurde?

45
Es sprach Jesus: „Man liest keine Trauben von den Dornen, noch zupft man Feigen von Disteln, denn sie geben keine Frucht. Ein guter Mensch holt Gutes aus seiner Truhe hervor. Ein schlechter Mensch holt Schlechtes aus seiner Truhe hervor, die in seinem Herzen ist, und er sagt Schlechtes, denn aus dem Überfluss des Herzens bringt er Schlechtes hervor.“
Hole Gutes aus dir selbst, denn das Gute ist in dir, ebenso wie das Schlechte. Die Polarität der Dinge, das Gute und das Schlechte zwingen dich zu erkennen, was besser für uns ist. Erkennen musst aber du selbst diese Notwendigkeit, dich zum Guten zu kehren. Das Schlechte zerstört uns und unsere Welt. Es wächst keine Liebe auf dem Boden des Hasses und keine Zuversicht auf der Basis des Misstrauens.

46
Es sprach Jesus so: „ Von Adam bis auf Johannes, den Täufer, hin gibt es unter den von Frauen Geborenen keinen, der größer wäre als Johannes, der Täufer, so dass seine Augen nicht übergehen. Aber ich habe so gesagt: Jeder, der unter euch klein werden wird, wird die Herrschaft erkennen und größer sein als Johannes.“
Klein werden, heißt Demut zeigen, zu spüren wie nichtig unser hiesiges Dasein ist im Vergleich zu der Unendlichkeit des Universums und damit der Größe Gottes. Wer Demut lebt, wird die Herrschaft erkennen. Demut leben bedeutet, in Achtung vor seinen Mitmenschen, der Natur und der Gottheit, sich täglich zu beweisen.

47
Es sprach Jesus so: „Es ist unmöglich, dass ein Mensch auf zwei Pferden reitet und zwei Bogen spannt, und es ist unmöglich, dass ein Knecht zwei Herren dient. Er wird den einen ehren und sich über den anderen lustig machen. Niemand trinkt alten Wein und verlangt sofort neuen Wein zu trinken. Und keiner gießt neuen Wein in einen alten Schlauch, damit er ihn nicht verdirbt. Man flickt nicht einen alten Lappen auf ein neues Kleid, weil dies einen Riss geben wird.“
Man kann sich nicht teilen, man kann nur einer Sache treu sein. Entweder schlägt man den Pfad der Tugend ein, oder den der niederen Bedürfnisse, entweder dient man Gott oder dem Antichrist, es lässt sich nicht vereinbaren, beiden zu dienen. Erkennt man erst seine Fehler, versucht man sie nicht zu entschuldigen, sondern schafft sie ab. Immer wieder versuchen wir mit den alten Verführern einen neuen Weg zu gehen und merken nicht, wie die ewig Gestrigen uns behindern und aufhalten wollen. Man muss die alten Zöpfe radikal abschneiden, sich von ihnen lösen, um neu beginnen zu können. Keinen neuen Pakt im alten Gewand mit den gleichen uneinsichtigen Heuchlern.

48
Es sprach Jesus so: „Wenn zwei Frieden haben, einer mit dem anderen, in einem Haus, werden sie zum Berge so sagen: Stell dich auf den Kopf! Und er wird sich auf den Kopf stellen.“
Wenn Menschen zusammenhalten und Brüderlichkeit geben, sind sie stark, so stark, dass sie Berge versetzen können. Die Macht des Bösen kann nicht eindringen in ihren Kreis.

49
Es sprach Jesus so: „Selig, die einsam sind und erwählt! Denn ihr werdet die Herrschaft finden; weil ihr aus ihr seid, werdet ihr wieder dorthin gehen.“
Einsam ist der Unpolare, der sich in der Polarität unserer Geschlechter einsam fühlt, der immer nach der wahren Liebe sucht aber nur die Scheinliebe findet. Die Sehnsucht nach der wahren unendlichen Liebe und nach der Ruhe im Paradies schlummert tief in uns. Ein unbestimmtes Erinnerungsvermögen sagt uns, dass diese Liebe existiert. Wir suchen nach ihr, werden jedoch immer aufs Neue enttäuscht. Die Sehnsucht aber bleibt, bleibt solange, bis wir erkennen, dass die wahre Liebe nur in einer unpolaren Welt möglich ist. Derjenige, der also auf Erden einsam ist, und weiß, warum er dies ist, ist schon eine Erkenntnisstufe weiter.

50
Es sprach Jesus so: „Wenn sie zu euch sagen: Woher seid ihr geworden? Sagt zu ihnen: Wir sind aus dem Licht gekommen, dem Ort, wo das Licht geworden ist aus sich selbst. Es stand und wurde kund in unserem Bilde. Wenn sie zu euch sagen: Wer seid ihr? So sagt: Wir sind deine Söhne, und wir sind erwählt von dem lebendigen Vater. Wenn sie euch fragen: Welches ist das Siegel eures Vaters an euch? Sagt ihnen so: Es ist Bewegung und Ruhe.“
Das Licht ist in uns selbst. Wenn wir es gefunden haben, hat das Dunkle keine Bedeutung mehr für uns. Aus ihm kommen wir. Bewegung und Ruhe ist die Schwingung, sie ist das Prinzip allen Seins. (Siehe auch die Hermetischen Gesetze)

51
Es sprachen zu ihm seine Schüler so: „ An welchem Tage wird die Ruhe derer, die gestorben sind, sein? Und an welchem Tage wird die neue Welt kommen?“ Er sprach zu ihnen so: „Jene, die ihr erwartet, ist gekommen, aber ihr erkennt sie nicht.“
Das Paradies ist hier vor uns, nur wir leugnen es und treten Gottes Schöpfung mit Füßen. Der Antichrist will uns weismachen, das wahre „Sein“ wäre in einer anderen Welt, nur nicht in dieser. Den Schlüssel dafür habe allein er, er bestimme, wer in diese andere Welt, in das Paradies, hineinkommt. Er will den Schlüssel teuer verkaufen, Jesus hingegen verschenkt ihn. So wird uns das Paradies auf Erden verwehrt, weil wir dem Antichrist Glauben schenken. Die Toten haben schon jetzt ihre Ruhe und nicht am jüngsten Tag, wie es uns die katholische Kirche weismachen will.

52
Es sprachen zu ihm seine Schüler so: „24 Propheten haben in Israel gesprochen, und alle haben sie gesprochen in dir. Er sprach zu ihnen so: „Ihr werdet den haben, der lebendig ist vor euch, und ihr habt gesprochen über die, die tot sind!“
Folgt dem ewig Lebenden und nicht denen, die nicht erkannten und starben. Ihnen ist das Himmelreich noch nicht offen. Viele reden aber erkennen nicht. Der, der lebendig ist, ist wahr, gegenwärtig und immer da. Viele falsche Schamanen und selbsternannte Söhne Gottes behaupten mit Engeln gesprochen zu haben. Sie nutzen Lügen, um materielle Vorteile aus leichtgläubigen Menschen zu ziehen. Es gibt viele dieser falschen Propheten. Wer eine besondere Sehergabe besitzt, schenkt diese Erkenntnis und dieses Wissen kostenlos weiter. Wer aber für sein vermeintliches Wissen in Seminaren und für Bücher viel Geld verlangt, ist ein Scharlatan und meint es nicht ehrlich.

53
Es sprachen zu ihm seine Schüler so: „Die Beschneidung, nützt sie oder nützt sie nicht?“ Er sprach zu ihnen so: „Wenn sie nütze, dann würde deren Vater sie von ihren Müttern beschnitten zeugen: Aber die wahre Beschneidung im Geiste hat gefunden jeden Nutzen.“
Alles was ist, hat einen Sinn, hätte es keinen Sinn, wäre es nicht. Die geistige Beschneidung, die Trennung und Lösung von den niederen Begierden ist sinnvoll. Die Menschen haben dies nur falsch verstanden und haben diesen geistigen Ausspruch in einen physischen umgewandelt. Nur ist es sinnlos, den Körper zu beschneiden, wenn ich die Seele unbeschnitten lasse. Hier waren Unwissende am Werk, Götzendiener, die etwas Greifbares, Bildliches haben wollen, die aber die Tiefe nie erblicken.

54
Es sprach Jesus so: „Selig die Armen, denn euch gehört die Herrschaft der Himmel.“
Jesus geht von einer geistigen Welt aus und nicht von einer materiellen. Deshalb kann sich das „arm“ nicht auf Geld und Gut beziehen, sondern auf das was er als oberstes Ziel anstrebt, die Liebe. Arm sind die, die diese wahre Liebe suchen, selbst geben wollen aber nicht zurückerhalten. Arm an Liebe erkennen diese das Wichtigste auf der Welt, eben diese Liebe. Die Sehnsucht nach ihr wird ihnen die Himmelspforten öffnen.

55
Es sprach Jesus so: „Jeder, der nicht hasst seinen Vater und seine Mutter, wird mir nicht Schüler sein können. Und wer nicht hasst seine Brüder und seine Schwestern und nicht sein Kreuz trägt wie ich, wird meiner nicht wert sein.“
Jeder, der nicht hasst die Bipolarität von Männlich und Weiblich, der nicht erkennt, dass durch sie Zwist, Hass, Neid, Grausamkeiten und Krieg entstehen, wird nicht ins Himmelreich Gottes kommen. Triebgesteuertes Verhalten hindert uns, die wahren Dinge zu erkennen. Sex macht uns körperlich abhängig, macht uns zu Sklaven unseres Körpers. Der Körper wird somit zum Gefängnis für unseren Geist. Wir sind nicht frei. Wenn man am irdisch bipolaren haften bleibt, kommt man nicht in das Himmelreich Gottes, denn die Gottheit ist nicht polar, also nicht männlich oder weiblich. Wollen wir aber göttlich werden, müssen wir uns erheben und uns von unserem Körper lösen. Wer nicht ebenso wie Jesus sein Kreuz getragen hat, wird seiner nicht würdig sein. Wird also nicht würdig sein, dass Jesus für ihn leidet. Denn er muss selbst erkennen, dass das Kreuz das Leid ist, was auf uns lastet. Jesus trägt es auf seinen Schultern, um uns zu zeigen, dass dies das eigentliche Übel auf Erden ist. Erst wenn wir dies erkannt haben, sind wir reif für das Himmelreich. Jesus hat gegen das Kreuz, das ihn erdrückte, verloren. Das Kreuz ist demnach nicht das Zeichen Gottes, sondern seines Widersachers. Es steht für Weltlichkeit und Polarität.

56
Es sprach Jesus so: „Jeder, der die Welt erkannt hat, hat eine Leiche gefunden. Und wer eine Leiche fand, dessen ist die Welt nicht wert.“
Der die Welt erkannt hat, hat auch das Schlechte, das Leblose, in ihr erkannt. Die gefangene Seele im Körper. Die Welt ist es nicht wert, dass der Erkennende weiter in ihr leidet. (Siehe auch Login 80)

57
Es sprach Jesus so: „Die Herrschaft des Vaters gleicht einem Menschen, der guten Samen hatte. Sein Feind kam nachts und säte Lolch unter den guten Samen. Der Mann ließ sie den Lolch nicht ausreuten. Er sprach zu ihnen: Dass ihr ja nicht hingeht, um den Lolch auszureuten, und mit ihm zusammen den Weizen ausreutet! Denn an dem Tage der Ernte wird der Lolch bekannt werden. Man wird ihn ausreuten und verbrennen.“
Der Böse streut Missgunst und Zweifel. Er schürt Hass und versucht die gute Saat zu verdrängen. Dennoch sollte man ihn nicht gleich ausrotten, später wird man das Böse erkennen und aussortieren. Sie selbst, die schlechte Saat soll erkennen, was sie damit erreicht hat, sie soll den Sieg Gottes sehen. Im Angesicht der bösen Saat schätzen wir die gute umso mehr. Gäbe es nicht das Böse, wir achteten nicht das Gute. Deshalb soll man das Böse stehen lassen. Dies ist die Schuld Adams, die wir abzutragen haben. Er war unzufrieden und schätzte das Gute zu wenig, er zog es vor, der Versuchung und der Verlockung des Ungewissen zu folgen. Damit wir nun lernen zu erkennen, müssen wir leiden, immer in Angesicht des Guten und des Bösen. Erst wenn wir das Gute erkannt und schätzen gelernt haben wird das Böse ausgemerzt.

58
Es sprach Jesus so: „Selig der Mensch, der gelitten hat. Er hat das Leben gefunden.“
Wer gelitten hat, hat in sich geschaut. Leid läutert einen, macht einen offen für die Erkenntnis. Leid zu spüren, zeigt uns, was wir Menschen alles falsch auf dieser Welt machen. Solange es Leid gibt und wir die Ursachen dafür aus Einsicht und Selbsterkenntnis nicht verhindern können werden wir nicht reif sein für das Himmelreich. Wer das Leid nicht verarbeitet, wird das Himmelreich nicht sehen. Erst durch die Gegensätzlichkeit von Freud und Leid erfahren wir den Unterschied und lernen das Gute zu schätzen.

59
Es sprach Jesus so: „Schaut euch um nach dem, der lebendig ist, solange ihr lebt, damit ihr nicht sterbt und ihn zu sehen sucht und ihn nicht sehen könnt.“
Der „Lebendige“ ist der ewig Lebende und sein Teil in uns, die Seele. Es ist das Gegenstück zur Leiche, dem Körper. Wenn wir den ewig Lebenden gefunden, ihn und seine Herrschaft erkannt haben, werden wir den Tod nicht kosten. Auch wir werden ewig sein. Erkennen wir das Prinzip des Ewigen und sein Reich der Liebe nicht, werden wir sterben und den Tod kosten. Lernen kann ich nur im Leben, solange wie ich lebe. Was ich mir im Leben an Erkenntnis nicht errungen habe, werde ich im Tode nicht finden. Falsch wäre also der Gedanke, Gott wird schon machen, warten wir auf den Jüngsten Tag, dann wird sich schon alles zeigen. Irrtum, ich muss jetzt erkennen. Die Leben, die man hat, sind zum Lernen da. Gott gab uns eine Chance, nutzen wir sie.

60
Sie sahen einen Samarier, der ein Lamm trug und nach Judäa hineinging. Er sprach zu seinen Schülern so: „Was will er mit dem Lamm?“ Sie sagen zu ihm: „Damit er es schlachtet und verspeist.“ Er sprach zu ihnen: „Solange es lebt, wird er es nicht verspeisen, sondern wenn er es geschlachtet hat und es eine Leiche geworden ist.“ Sie sprachen so: „Anders wird er das nicht machen können.“ Er sprach zu ihnen so: „Suchet auch ihr euch einen Ort zur Ruhe, damit ihr nicht zur Leiche werdet und man euch verspeist.“
Verspeist wird man vom Alltag, vom Belanglosen, von der Lüge. Solange in uns der Wille zur Wahrheit lebt, solange kann der Antichrist keine Oberhand gewinnen. Erliegen wir aber den Versuchungen, so werden wir zu Leichen, zu leblosen Hüllen, die nicht erkennen, noch verstehen. Sucht einen Punkt der Ruhe, wo ihr euch besinnen könnt, damit ihr nicht zur Leiche werdet. Lasst nicht siegen das Tier in euch, die Begierde. Sucht den Gleichmut und die Erkenntnis in euch selbst. Deshalb mahnt uns Gott den siebenten Tag zum Tag der Besinnung und der Insichkehrung anzunehmen. Gib nicht auf, gib dich nicht selbst auf und resigniere, denn dann bist du ein gefundenes Fressen für das Böse. Die Leiche ist der Körper, der Leib, der die Seele beherrscht.

61
Es sprach Jesus: „Zwei werden ruhen auf einem Bett. Einer wird sterben, einer wird leben“ Es sagte Salome (Begleiterin Jesu, Lukas Evangelium): „Wer bist du, Mensch, wie aus einem? Du hast mein Bett bestiegen und aßest von meinem Tisch!“ Es sprach Jesus zu ihr so: „ Ich bin der, der von dem ist, der gleich ist. Mir ist gegeben aus dem meines Vaters.“ (Salome sagt:) „Ich bin deine Schülerin!“ (Jesus sagt:) „Deswegen sage ich: Wenn er gleich ist, wird er sich füllen mit Licht. Wenn er aber geteilt ist, wird er sich mit Finsternis füllen.“
Jesus sagt, dass er von dem sei, der gleich ist, also mannweiblich. Er, Jesus, fühle sich geistig auch so. Der Körper wird sterben, die Seele aber wird leben. Die Trennung von Seele und Körper ist deutlich herausgestellt. Erst wenn der Körper mit der Seele eins sein wird, wird er sich mit Licht füllen, bleibt er aber geteilt, wird er sich mit Finsternis füllen. Wir haben die Aufgabe, einen Körper zu schaffen, der so vollkommen ist, das er in Harmonie mit der Seele leben kann.

62
Es sprach Jesus so: „Ich sage meine Geheimnisse …(Text nicht zu entziffern). Das was deine Rechte tut, soll deine Linke nicht wissen, was sie tut.“
Dies sagt er im Zusammenhang mit Almosen. Wenn man spendet, soll man es im Geheimen tun. Man soll nicht laut herausposaunen, denn man tut es ja nicht, um selbst zu glänzen und Dank für die Spende zu erwarten.

63
Es sprach Jesus so: „Es war ein reicher Mensch, der hatte viele Güter. Er sprach so: Ich werde meine Güter nützen, um säen und zu ernten, zu pflanzen und meine Scheunen zu füllen mit Früchten, damit mir gar nichts mehr fehlt. Das ist es, was er erwog in seinem Herzen. Doch in jener Nacht starb er. Wer Ohren hat, soll hören.“
Strebe nicht nach Reichtum und Wohlstand, diese Dinge sind von dieser Welt. Du kannst sie nicht mitnehmen. Sie dienen auch nur dieser Welt und halten dich ab, das Göttliche zu erkennen. Entferne den Einfluss materieller Dinge auf deinen Geist.

64
Es sprach Jesus so: „Ein Mensch hatte Gäste. Und als er das Mahl bereitet hatte, schickte er seinen Knecht, damit er die Gäste lade. Er ging zu einem ersten und sagte zu ihm so: Mein Herr lädt dich ein! Er sagte so: Es schulden mir Geld von den Händlern. Sie kommen zu mir am Abend. Ich werde hingehen und ihnen Weisung geben. Ich entschuldige mich für dieses Mahl. Er ging zu einem anderen.
Er sagte so zu ihm: „Mein Herr hat dich eingeladen“. Er sagte zu ihm so: „Ich habe ein Haus gekauft, und man bittet mich für einen Tag. Es wird mir keine Zeit bleiben“. Er kam zu einem anderen. Er sagte zu ihm so: „Mein Herr lädt dich ein. Mein Freund wird Hochzeit machen. Und ich werde es sein, der ein Mahl geben wird. Ich werde nicht kommen können. Ich entschuldige mich für das Mahl“. Er kam zu einem anderen. Er sagte zu ihm so: „Mein Herr lädt dich ein“. Er sagte zu ihm so: „Ich habe ein Gut gekauft. Ich gehe, den Pachtzins zu holen. Ich werde nicht kommen können“. Der Knecht ging. Er sagte zu seinem Herrn so: „Die, welche du zum Mahle geladen hast, lassen sich entschuldigen“.
Der Herr sagte zu seinem Knecht so: „Gehe hinaus an die Wege! Welche du auch finden wirst, bringe sie, damit sie das Mahl einnehmen. Die Käufer und die Händler werden nicht eintreten in den Ort meines Vaters.“
Wer materielle Dinge höher stellt, als den Menschen und diese Dinge als das Wichtigste ansieht, wird nicht ins Himmelreich eintreten. Wer sich nicht Zeit nimmt für seine Mitmenschen, sondern materielle Dinge vorzieht, der ist noch nicht reif für das Reich Gottes.

65
Er sprach so: „Ein guter Mensch hatte einen Weinberg. Er gab ihn Bauern, damit sie ihn bearbeiten und er seine Frucht bekomme von ihnen. Er schickte seinen Knecht, damit die Bauern ihm die Frucht des Weinberges gäben. Sie ergriffen seinen Knecht und schlugen ihn nieder. Nur wenig hatte gefehlt, und sie hätten ihn getötet. Der Knecht ging weg und sagte es seinem Herrn. Sein Herr sagte so: „Vielleicht haben sie ihn nicht erkannt?“
Er schickte einen anderen Knecht. Die Bauern schlugen auch den anderen nieder. Da schickte der Herr seinen Sohn und sagte so: „Vielleicht werden sie sich scheuen vor ihm, meinem Sohn!“ Jene Bauern, da sie wussten, dass er der Erbe des Weinberges sei, packten ihn und schlugen ihn tot. Wer Ohren hat, soll hören.“
Gott schickte Boten, die man nicht achtete, dann schickte er seinen Sohn, den man tötete. Erschlagen wurde er von denen, die auf das Lehen Gottes neidisch waren. Gott gab den Menschen die Erde zur Verwaltung, aber nicht als Eigentum. Indem sich die Menschen diesen Besitz anzueignen dachten, sahen sie den Sohn Gottes für ihr Vorhaben als Bedrohung an und töteten ihn.

66
Es sprach Jesus so: „Belehrt mich über den Stein, den die Bauleute verworfen haben! Jener ist der Angelstein.“
Der Stein, den die Bauleute verwarfen, der wird der Eckstein sein. Die Menschen erkennen nicht die wahren Werte. Den, den die Menschen verwerfen und nicht achten, der nicht in ihre Anschauungen passt, den missachten sie und lassen ihn links liegen. Gemeint ist hier nicht ein Stein, sondern ein Mensch, auf dem man bauen kann. Es sind oft gerade diejenigen, die nicht so recht in unsere Gesellschaft zu passen scheinen, die sich gegen Dogmen und Intoleranz zur Wehr setzen, die unbequem sind. Aber gerade die sind es, die nachdenken und erkennen, was der Antichrist mit uns macht, wie wir ihm ausgeliefert sind. Merkt also auf, wenn ihr von jemandem vernehmt, der sich nicht so einfach anpasst und andere Wege geht und deshalb von der Gesellschaft verachtet oder belächelt wird, dieser sucht und erkennt, wie auch ihr es tun sollt.

67
Es sprach Jesus so: „Wer das Ganze erkennt, seiner selbst aber bedarf, bedarf des ganzen Ortes.“
Wer das einzig Wahre erkannt hat, den Kosmos, seine Harmonie und die Zusammenhänge der Seelen mit Gott, sich aber von seinem Körper nicht trennen will, bedarf noch weiterer Erfahrungen auf der Erde, womit der ganze Ort gemeint ist. Er hat zwar erkannt, ist aber noch nicht völlig überzeugt.

68
Es sprach Jesus so: „Ihr seid selig, wenn sie euch hassen und euch verfolgen, und sie werden keinen Ort finden, an dem Ort, an dem sie euch verfolgen.“
Wenn wir die Zusammenhänge erkannt haben und den Lehren Jesu folgen, werden wir uns zwangsläufig den Hass der Mächtigen, der Kirche und der Materialisten zuziehen, denn sie fürchten um ihre Ideale. Doch die Verfolger, die uns nachstellen und uns keine Ruhe lassen, werden nicht eindringen können in unsere Herzen. Sie bedrängen nur den Körper, der Seele aber werden sie nicht habhaft. Wer Liebe predigt wird verfolgt. Die Umkehrung trifft natürlich nicht automatisch zu, nicht jeder der verfolgt wird, verkündet die Liebe. Jesus bezieht sich aber auf diejenigen, die seine Lehren annehmen und deswegen verfolgt werden.

69
Es sprach Jesus: „Selig, die verfolgt werden in ihrem Herzen! Jene sind es, die den Vater in Wahrheit erkannt haben. Selig diejenigen, die hungern! Denn man wird den Leib dessen satt machen, der es will.“
Selig sind die, deren Herzen ihnen keine Ruhe lässt zu suchen, die, die ein Gewissen haben, eine Verantwortung verspüren, die auf ihr Inneres hören. Selig die, denen es nach Wahrheit hungert. Sie werden finden und gesättigt werden, die Wahrheit wird ihnen offenbar.

70
Es sprach Jesus: „ Wenn ihr jenes in euch erzeugt, so wird euch das, was ihr habt, retten. Wenn ihr jenes nicht in euch habt, so wird das, was ihr nicht habt, euch töten.“
Hier ist das Gewissen, das Herz, die Liebe gemeint. Wer die Kräfte der Liebe in sich entfacht, wird gerettet. Wer keine Liebe verspürt und geben kann, wird durch die Sehnsucht nach derselben zu Grunde gehen. In Anlehnung an Login 69 wird derjenige der kein Gewissen hat und keine wahre Liebe verspürt, den falschen Weg gehen und sterben.

71
Es sprach Jesus so: „Ich werde dieses Haus umstürzen, und niemand wird es wieder bauen können.“
Er ist der letzte Prophet, keiner kommt nach ihm, um den Tempel der Humanität wieder aufzubauen, wenn er erstmal zerstört wurde. Jetzt sind wir an der Reihe, wir haben kein schützendes Haus mehr durch seine Person. Nur seine Lehren stehen uns zur Verfügung. Deshalb versuchten die paulinischen Christen diese Lehren zu vernichten, um keinem den wahren Weg ins Himmelreich zu ermöglichen.

72
Einer sagte zu ihm: „Sage meinen Brüdern, dass sie die Sachen meines Vaters mit mir Teilen sollen!“ Er sagte zu ihm so: „O Mann! Wer wäre es, der mich zum Teiler gemacht hätte. Er wandte sich an seine Schüler und er sagte ihnen so: Bin ich etwa ein (Erb-) Teiler?“
Wer hier die Geisteswelt mit Materiellem gleichstellt, irrt und verkennt die hohe Verantwortung und Sendung von Jesus, dessen Aufgabe es nicht war, als Richter über materielle Streitigkeiten zu urteilen. Seine Aufgabe war die Verbreitung der Lehre der wahren Liebe, die das Himmelreich Gottes bedeutet. Jener aber sieht Jesus als weltlichen Richter und nicht als Sendbote Gottes.

73
Es sprach Jesus so: „Die Ernte ist zwar groß, die Arbeiter aber sind wenig. Bittet aber den Herrn, dass er Arbeiter schicke zur Ernte.“
Der Samen ist aufgegangen, aber nur wenige, die die Botschaft weitertragen. Es gibt viele Suchende, aber nur wenige, die ihnen die wahre Lehre Jesu verkünden können. Dies ist der Aufruf, seine Lehre zu verbreiten. Jedoch nicht so, wie es die katholische und evangelische Kirche getan haben, durch Zwangsmissionierung und Verteufelung anderer Glaubensrichtungen.

74
Er sprach so: „ Herr, es sind viele um den Brunnen, aber keiner ist im Brunnen!“
Viele stehen an der Quelle der Erkenntnis, aber sie stehen nur herum, keiner hat sie gekostet. Viele Neugierige scharen sich um die Botschaft Jesu, vernehmen sie, aber keiner eifert ihr nach. Ich sehe dies als Ergänzung zu Login 73. Die Botschaft des Herrn bedarf mehrerer Wissensdurstiger, die aktiv nach der Selbsterkenntnis suchen.

75
Es sprach Jesus: „Viele stehen an der Türe, aber die Einsamen sind es, die eintreten werden ins Brautgemach.“
Der, der die wahre reine Liebe sucht und sie unter den Menschen nicht findet, spürt die Einsamkeit des Herzens. Er wird eine Hochzeit mit dem Himmel eingehen, denn er hat erkannt, was er am meisten vermisst.

76
Es sprach Jesus so: „Die Herrschaft des Vaters gleicht einem Kaufmann, der eine Warenladung hatte und eine Perle fand. Jener Kaufmann ist klug. Er verkaufte die Warenladung und erstand sich einzig die Perle. Sucht auch ihr den Schatz dessen, der nicht abnimmt, der bleibt, wo in ihn keine Motte eindringt, um zu nagen, und wo kein Wurm verdirbt.“
Sucht nach der wahren reinen Erkenntnis, die unvergänglich ist, nur sie alleine zählt und nicht die Verlockungen der Verführer. Tausche das Materielle und das Unnütze gegen die Perle der Wahrheit und Erkenntnis. Erkenne was wahr und was Lüge ist. Trenne die Spreu vom Weizen. So viele Menschen machen dir deinen Weg madig, zu viele rauben dir Kraft und laden dir unwichtige Dinge auf. Schüttele diese Nichtigkeiten ab und besinne dich auf das Wesentliche. Sieh die Perle in deinem Leben, die immer leuchtende Liebe. Sie kann dir keiner stehlen.

77
Es sprach Jesus so: „Ich bin das Licht, das über allem ist. Ich bin das Universum. Das Universum ist aus mir hervorgegangen und das Universum ist zu mir gelangt. Spaltet einen Holzscheit: Ich bin dort! Hebt einen Stein hoch, und ihr werdet mich dort finden!“
Gott und das Wunder der Schöpfung ist überall, alles ist verbunden mit ihm. Alles ist beseelt von der Schwingung des Lebens, mit Gott und dem schaffenden Geist.

78
Es sprach Jesu so: „ Warum seid ihr hinausgegangen aufs Feld? Zu sehen ein Schilfrohr, vom Winde bewegt? Und um zu sehen einen Menschen, der weiche Kleider trägt? Eure Könige und Magnaten: Diese haben weiche Kleider an, und sie werden die Wahrheit nicht erkennen können.“
Ihr lasst euch von Äußerem blenden. Wer sich aber nur nach dem Äußeren richtet, ist blind und wird nicht erkennen. Das Äußere täuscht nur vor, es ist nur eine vergängliche Hülle. Hütet euch vor denen, die versuchen, euch durch Schein zu betrügen (Wie so viele Mächtige und Kirchenvertreter).
Aber sind nicht auch wir es, die diesen Prunk bei einem Geistlichen sehen wollen? Wir wollen ein goldenes Kalb, einen Popen in teueren Kleidern. Hat uns nicht Jesus die Einfachheit vorgelebt? Selbst in der schon über 500 Mal geänderten Bibel wird Jesus noch mit einfachen Kleidern beschrieben. Nicht umsonst verbot die Kirche dem Laien, die Bibel zu lesen, er könnte ja stutzig werden.

79
Es sprach eine Frau zu ihm in der Menge so: „Selig der Bauch, der dich getragen hat, und die Brüste, die dich gestillt haben!“ Er sprach zu ihr so: „Selig, die gehört haben das Wort des Vaters und es in Wahrheit behalten haben! Tage werden nämlich kommen, da ihr sagen werdet: Selig der Bauch, der nicht schwanger geworden ist, und die Brüste, die keine Milch gegeben haben!“
Jesus bringt Leid, Feuer und Verderben auf die Welt. Der Bauch der schwanger wurde, war der Leidenschaft unterlegen. Irgendwann wird der Tag kommen, an dem wir erkennen, dann werden wir sehen, dass die Leidenschaft und die Begierden der falsche Weg waren, um ins Himmelreich zu gelangen. Ob dieser Erkenntnis werden wir jammern.

80
Es sprach Jesus so: „Jeder, der die Welt erkannt hat, hat den Leib gefunden. Wer aber den Leib gefunden hat – die Welt ist seiner nicht wert.“
Wer die Stufe der Selbsterkenntnis erreicht hat und sieht, in was für einem einengenden Körper wir leben und wie wir uns von den Zwängen des Körpers befreien müssen, um göttlich zu werden, der ist zu gut für diese Welt, für eine Welt, die den unvollkommenen Körper zum Gott erhebt. Er hat erkannt, dass der Körper nur ein Gefängnis für die Seele ist.

81
Es sprach Jesu so: „Jeder der reich geworden ist, möge König werden. Und jeder, der Macht hat, möge darauf verzichten.“
Jeder der reich an Erkenntnis geworden ist, der die Wahrheit kennt, soll König werden. Der, der nur die Macht hat ohne die Erkenntnis solle sie lieber verlieren, denn regieren soll der Weise und nicht der Mächtige.

82
Es sprach Jesu so: „ Wer mir nahe ist, ist dem Feuer nahe, und wer mir fern ist, ist der Herrschaft fern.“

Wer den Weg von Jesus einschlägt spielt mit dem Feuer, dergestalt dass er sein Leben verlieren kann, es hingeben muss für seine Überzeugung. Seine Botschaft fordert Feinde geradezu heraus und der Tod durch diese ist das Risiko. Der Weg der Liebe würde den Materialismus stoppen. Jesus warnt vor den Schwierigkeiten, die man durch die Verbreitung seiner Lehre bekommen wird. Doch wer dieses Feuer scheut, wird den Pfad der Erkenntnis nicht gehen und nicht ins Himmelreich Gottes kommen. (Siehe auch Login 10)

83
Es sprach Jesu so: „ Bilder sind dem Menschen manifest, doch das Licht in ihnen ist verborgen im Bilde des Lichtes des Vaters. Es wird aber auch sichtbar dessen Bild, das verborgen ist durch dessen Licht.“
Menschen benötigen etwas greifbares, ein Bild, einen Götzen. Das göttliche Licht, das in den Menschen schlummert, wird von ihnen nicht erkannt. Es wird hier eine Beziehung zwischen dem Licht eines jeden Menschen und dem Licht Gottes hergestellt. Das Licht in uns i s t das Licht Gottes.

84
Es sprach Jesus: „An dem Tag, an dem ihr euer Gleichbild seht, werdet ihr euch freuen. Wenn ihr aber eure Bilder seht, die vor euch entstanden sind, sie sterben nicht, sie erscheinen nicht-, was alles werdet ihr ertragen?“
An dem Tag, an dem ihr Gott sehet, werdet ihr euch freuen und erkennen, welchen Irrtümern und Trugbildern ihr vorher erlegen seid. Das Gleichbild ist nicht ein menschliches Antlitz, sondern die Spiegelung unserer Seelen. In ihnen erkennen wir Gott.

85
Es sprach Jesu so: „ Adam ist aus einer großen Kraft entstanden und aus einem großen Reichtum, und ist er eurer nicht wert. Denn wäre er wert geworden, hätte er den Tod nicht gekostet.“
Die große Kraft war die Barbelo und alle 365 Engel, die Adam erschafft hatten. Er war aber eine Fehlkonstruktion. Adam starb, weil sein Körper schwach war, er der Versuchung erlag und eingeschlechtlich wurde. Alles was durch Leidenschaft geboren wird, also durch einen Beischlaf, ist zum Tode verurteilt. Adam schämte sich seiner Nacktheit, die er auf einmal als unvollkommen erkannte. Über die Erschaffung des Adam siehe die Geheimschrift des Johannes.

86
Es sprach Jesu so: „ Die Füchse haben ihre Löcher, und die Vögel haben ihr Nest. Der Sohn des Menschen aber hat keine Stelle, um seinen Kopf zu betten und zu ruhen.“
Jesus kann sich nicht verstecken und verkriechen, es schützt ihn kein Heim oder Höhle. Er muss standhaft seinen Weg gehen, wie die Burg auf dem Fels, die zwar nicht eingenommen werden kann, aber für jeden sichtbar ist. So trutzt er dem Antichrist. Er muss seinen „Mann“ stehen und dem Gegner offen ins Antlitz schauen, sich aber nicht verführen lassen. Dies ist seine Aufgabe. (Siehe Login 32)

87
Es sprach Jesus so: „Elend ist der Leib, der an einem Leibe hängt, und elend ist die Seele, die an diesen beiden hängt.“
Der Leib wäre nicht das Übel, wenn er in Harmonie der Seele eine Wohnung gäbe. Ist der Leib aber triebhaft abhängig, so muss die Seele, die in ihm wohnt, leiden.

88
Es sprach Jesu so: „ Engel werden zu euch kommen samt den Propheten, und sie werden euch geben, was euer ist. Und auch ihr gebt ihnen, was in euren Händen ist. Und sagt euch so: Wann werden sie kommen, und das ihrige nehmen?“
Seid bereit, das eurige, eure Erkenntnis und eure Liebe zu geben. Jederzeit müsst ihr diesen Beweis antreten können.

89
Es sprach Jesu so: „ Warum wascht ihr die Außenseite eines Bechers? Versteht ihr nicht, dass, wer die Innenseite geformt hat, auch er ist, der die Außenseite geformt hat?“
Wer die Seele geschaffen hat, hat auch den Körper geschaffen. Was ich für meinen Körper tue, muss ich auch für meine Seele tun. Wir aber kümmern uns nur eitel um unsere äußere Hülle und beachten die Seele zu wenig.

90
Es sprach Jesus so: „Kommt zu mir, denn leicht ist mein Joch und meine Herrschaft ist mild, und ihr werdet Ruhe finden für euch.“
Wer meinen Lehren folgt, wird von mir nicht versklavt noch unterjocht. Wer meine Lehren beherzigt, wird Glück und Zufriedenheit finden.
Auch hier halte ich folgende Erklärung für verfehlt: Schüttele das Joch der Besatzer (der Römer) ab und du wirst frei sein und wieder Ruhe finden. Wer kann schon Ruhe finden, auch wenn er die Römer kurzzeitig aus dem Land jagt. Jedem halbwegs intelligenten Menschen musste es klar sein, dass nach einem Teilsieg gegen die Römer eine derartig große Macht nicht besiegt ist. Die Unruhe wäre vorprogrammiert.

91
Sie sprachen zu ihm so: „Sage uns, wer du bist, damit wir dir vertrauen!“ Er sprach zu ihnen so: „Ihr prüft das Gesicht des Himmels und der Erde, und den, der vor euch ist, habt ihr nicht erkannt! In diesem Augenblick versteht ihr es nicht zu prüfen.“
Ihr seht den Himmel und die Erde, doch seht ihr nicht, dass das, was ich euch lehre, im Einklang mit Himmel und Erde steht. Manchmal, glaube ich, habt ihr Scheuklappen vor den Augen.

92
Es sprach Jesus so: „ Suchet und ihr werdet finden. Aber das, wonach ihr mich in diesen Tagen fragtet, habe ich euch an jenem Tage nicht gesagt. Jetzt will ich es sagen, und ihr sucht es nicht.“
Hört nicht auf, zu suchen, irgendwann wird die Antwort kommen, wenn man sich ihr nicht verschließt. Man muss auf sein Inneres horchen. Die Antwort kommt oft dann, wenn man sie nicht erwartet, aber sie kommt dann, wenn man sie braucht. (siehe auch 94)

93
„Gebt nicht das, was heilig ist den Hunden, damit sie es nicht auf den Mist zerren. Werft nicht die Perlen den Säuen hin, damit sie es nicht machen …“
Wendet euch mit eurer Erkenntnis nicht an die, die nicht verstehen wollen, an die vom Antichristen Besessenen, denn sie versuchen alles schlecht zu reden. Gebt Werte denen, die es zu achten wissen. Vergeudet nicht eure Bemühungen und Liebe bei denen, die die Wahrheit und eure Liebe mit Füßen treten und eure redlichen Bemühungen durch den Dreck ziehen.

94
Jesus: „Wer sucht, wird finden. Wer klopft, dem wird geöffnet.“
Wir müssen immer nach der Antwort suchen und siehe sie wird in dem Augenblick kommen, wo du sie brauchst ( Siehe Login 92 ). Nur höre nie auf, zu suchen. Wenn du Hilfe brauchst, so wird dir geholfen. Die Tür steht jedem offen, der gewillt ist, sie zu finden. Suche die Tür, erkenne den Weg und du wirst das Himmelreich sehen. Der Schlüssel liegt in dir selbst.

95
„Wenn ihr Geld habt, leiht nicht auf Zinns, sondern gebt… dem, von dem ihr sie nicht erstattet bekommt.“
Bereichert euch nicht am Zins. Verlangt nicht immer eine Gegenleistung, sondern gebt freiwillig, ohne Erwartung. Gebt den Bedürftigen.

96
Jesus sprach so: „Die Herrschaft des Vaters gleicht einer Frau. Sie nahm ein wenig Sauerteig und mengte ihn in Mehl. Sie machte ihn zu großen Broten. Wer Ohren hat, soll hören“
Die Botschaft der Himmel soll sich mehren und aufgehen wie ein Teig. Es bedarf nur einer winzigen aber aktiven Kultur, um den gesamten Teig zu durchziehen. So soll von einer kleinen Schar ein ganzes Volk aktiviert werden.

97
Es sprach Jesus so: „Die Herrschaft des Vaters gleicht einer Frau, die einen Krug trägt, der voll Mehl war, und die einen weiten Weg ging. Der Henkel des Kruges zerbrach; das Mehl rieselte herab hinter ihr auf den Weg. Sie merkte nichts, wusste nichts vom Missgeschick. Als sie in ihr Haus gelangt war, stellte sie den Krug zu Boden und sie fand ihn leer.“
Der Weg zu Gott und seinem Himmelreich ist weit und beschwerlich. Viele bleiben auf der Strecke und wenden sich vom Pfad der Liebe ab. Gott verliert eine Seele nach der anderen, weil diese meinen, ohne ihn besser auskommen zu können. Am Ende ist sein Krug leer.

98
Es sprach Jesus so: „Die Herrschaft des Vaters gleicht einem Mann, der einen mächtigen Herrn ermorden wollte. Er zückte das Schwert zu Hause und durchstach die Wand, um zu sehen, ob seine Hand stark sein werde. Dann mordete er den Mächtigen.“
Erst wenn die Menschen stark genug sind, um den Antichrist, den mächtigen Verführer zu besiegen, kommen sie in die Herrschaft der Himmel. Mann könnte dies auch als Aufruf zur Befreiung gegen die Römerherrschaft verstehen, was die Theorie stärken würde, Jesus sei lediglich ein Rebell, ein Untergrundkämpfer, der das Joch der Besatzermacht mit Gewalt abschütteln wollte. Hiergegen spricht jedoch die Gesamtheit der Lehre Jesu und die Botschaft der Liebe, also des gewaltfreien Widerstandes. Um Israel von den Römern zu befreien wäre auch keine Missionarstätigkeit von Thomas in Indien notwendig gewesen. Der Aufruf galt nicht nur gegen die Römer, sondern gegen alle Gewaltherrschaften, gegen Gewalt per se.

99
Es sprachen die Schüler zu ihm so: „ Deine Brüder und deine Mutter stehen draußen.“ Er sprach zu ihnen so: „Diejenigen, die an diesen Plätzen sind, die den Willen meines Vaters tun, diese sind meine Brüder und meine Mutter. Sie sind es, die eintreten werden in die Herrschaft meines Vaters.“
Brüder sind alle die, die die Herrschaft der Himmel erkannt haben und danach handeln.

100
Sie zeigten Jesus einen Aureus (Goldmünze) und sprachen zu ihm so: „Diejenigen, die sich zum Kaiser halten, fordern von uns Tribut.“ Er sprach zu ihnen so: „Gebt jenes dem Kaiser, was des Kaisers, gebt jenes Gott, was Gottes, und das was mein ist, gebt mir!“
Er akzeptiert, dass man auf dieser Welt arbeiten und Geldverdienen muss. So gibt man seinen Tribut an den weltlichen Herrscher. Dem Göttlichen soll man Ehre und Liebe erweisen und ihm, Jesus, soll man Vertrauen schenken.

101
„Wer nicht hasst seinen Vater und seine Mutter wie ich, wird mir nicht Schüler werden können. Und wer nicht liebt seinen Vater und seine Mutter wie ich, wird mir nicht Schüler werden können.“ (Siehe auch Login 55)
Liebe deine leiblichen Eltern und liebe Gott Vater-Mutter und erkenne, dass erst die Vertreibung aus dem Paradies uns hat getrenntgeschlechtlich werden lassen.

102
Es sprach Jesus: „ Wehe ihnen, den Pharisäern, denn sie gleichen einem Hund, der auf dem Fresstrog der Rinder liegt, denn weder frisst er, noch lässt er die Rinder fressen.“
Die egoistischen Pharisäer haben ebenso wie die Kirche den Weg der Erkenntnis seit 2000 Jahre unterdrückt. Sie verhindern aus lauter Neid und Angst, etwas abgeben zu müssen, dass die Suchenden ihren Hunger stillen können, indem sie die Schriften verbergen, ja sogar vernichten. Vor lauter Missgunst verlieren sie dabei jede Möglichkeit, sich selbst auf den Pfad der Selbsterkenntnis zu begeben und ihren eigenen Hunger nach Wahrheit und Weisheit zu stillen. Sie kommen selbst nicht zur Ruhe, weil sie immer um ihr eigenes Hab und Gut bangen. Sie haben Angst, entlarvt zu werden, den falschen Weg eingeschlagen zu haben, nämlich den Weg des Antichristen, den sie den Weg Christi nennen.

103
Es sprach Jesus so: „ Selig der Mensch, der weiß, wo die Räuber eindringen, damit er aufsteht und seine Kraft sammelt und sich um die Hüfte gürtet, bevor sie eindringen können.“
Selig ist der, der weiß, wo die Schwächen und Fehler von ihm selbst liegen. Der willens und Manns genug ist, sich gegen die Verführungen zu wappnen.

104
Sie sprachen zu ihm so: „ Komm, las uns heute beten und fasten!“ Es sprach Jesus so: „ Was ist denn die Sünde, die ich tat, oder worin besiegt man mich? Nein, wenn der Bräutigam kommt, kommt auch das Brautgemach, dann mögen sie fasten und beten.“
Nach der Völlerei soll man fasten und man soll sich von körperlichen Begierden fernhalten und ihnen entsagen. Fasten und Beten soll man nur nach begangener Sünde. Der Bräutigam und das Brautgemach werden als sündig zu bezeichnet.

105
Es sprach Jesus so: „ Wer Vater und Mutter kennt, wird Hurensohn gerufen.“
Wer seinen Vater und seine Mutter kennt, weiß, woher er kommt. Er entstammt der Leidenschaft und nicht dem Göttlichen, das sich nicht durch einen Geschlechtsakt fortpflanzt. Hier ist gemeint, dass man ein Sohn der Begierde ist und aus ihr entstand, aber nicht aus Gott.

106
Es sprach Jesus so: „ Wenn ihr die zwei zu einem macht, werdet ihr Söhne des Menschen, und wenn ihr sagt: Berg, stell dich auf den Kopf, so wird er sich auf den Kopf stellen.“ (siehe Login 48)
Wenn ihr wieder ungeschlechtlich sein werdet, also Gott ähnlich, werdet ihr den Kosmos beherrschen.

107
Es sprach Jesus so: „Die Herrschaft gleicht einem Hirten, der 100 Schafe hat. Eins von ihnen irrte ab, das größte. Er ließ die 99 und suchte nach jenem einen, bis er es fand. Nachdem er sich abgemüht hatte, sagte er zu dem Schaf so: Ich mag dich mehr als die 99.“
Gott sorgt sich um die Verirrten. Ihm sind lieber die Suchenden, die nachdenken und dann zu ihm zurückkommen als diejenigen, die blind folgen wie die Schafe, ohne nachzudenken. Ihm sind also die lieber, die selbst erkannt haben, denn die sind dem Himmelreich näher als unmündige Mitläufer, die den Pfad der Erkenntnis noch nicht gegangen sind. Mit dem größten Schaf meint er wohl das größte an Geist, denn dieses denkt und wendet sich von der Meute ab.

108
Es sprach Jesus so: „ Wer aus meinem Munde trinkt, wird werden wie ich. Ich aber werde er werden, und das, was verborgen ist, wird ihm bekannt sein.“
Wer das annimmt, was ich sage, wird wie ich, ein Sohn Gottes. Der Geist von Jesus wird euch beseelen und in euch leuchten. In jedem von uns schlummert die Botschaft Jesu im Verborgenen. Nur wer sie hört, versteht und lebt, wird erleuchtet.

109
Es sprach Jesus so: „Die Herrschaft gleicht einem Menschen, der auf seinem Acker einen vergrabenen Schatz hat, von dem er nichts weiß. Und nachdem er gestorben war, hinterließ er den Schatz seinem Sohn. Der Sohn wusste nichts. Er erhielt jenen Acker und verkaufte ihn. Und der, der ihn gekauft hatte, kam, zu pflügen, und fand den Schatz. Und er begann Geld zu geben auf Zinsen, wem er wollte.“
Viele wissen nichts vom verborgenen Schatz, von der tiefen Seele, vom Licht und von Jesus in uns. Sie lassen ihn brach liegen. Andere, die das Licht fanden, geben dieses Wissen für Geld weiter.

110
Es sprach Jesus so: „ Wer die Welt gefunden hat und reich geworden ist, soll auf die Welt verzichten.“
Wer die Welt erkannt hat und reich an Erfahrung und Erkenntnis wurde, der soll auf das Weltliche verzichten, denn aufgrund seiner Erkenntnis ist die materialistische Welt bedeutungslos. Er hat gelernt, zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden.

111
Es sprach Jesus so: „Die Himmel werden sich aufrollen und die Erde vor euch. Und jeder der lebendig ist aus dem, der lebendig ist, wird den Tod nicht sehen. Nicht weil Jesus so sagt: Wer sich selbst findet, die Welt ist seiner nicht wert.“
Jeder der nach dem lebt, was der ewig Lebende verheißen hat, wer Selbsterkenntnis zeigt, wer das Wahre, das Licht in sich gesehen hat, wird den Tod nicht fürchten. Die Welt, das hiesige Vergängliche, ist seiner nicht wert. Lebendig werden wir erst durch die Umsetzung der Lehre Jesu, dann werden wir den Tod nicht sehen. Lebendig wird man, wenn man den Körper abgestreift hat, aber aus der Überzeugung heraus, dass er nur Schein ist. Der Körper mit seinen Begierden ist zum Tode verurteilt. Er ist uns nur ein Hilfsmittel zum Lernen und Erkennen. Die Selbsterkenntnis ist Weg zum ewigen Leben.

112
Es sprach Jesus so: „ Wehe dem Fleisch, das an der Seele hängt! Wehe der Seele, die am Fleische hängt!“
Seelen, die am Körper hängen und weltlichen Verführungen und Begierden erlegen sind, kommen vom rechten Weg ab. Ebenso sind die Körper verdammt, die die Seele gefangenhalten wollen um des Körpers Willen.

113
Es sprachen zu ihm seine Schüler so: „ Die Herrschaft, an welchem Tage wird sie kommen?“ (Jesus sagte:) „Sie wird nicht kommen erspähbar. Man wird nicht sagen: Seht hier! Oder: Seht dort! Sondern die Herrschaft des Vaters ist ausgebreitet über die Erde, und die Menschen sehen sie nicht.“
Alles auf der Erde, die Naturgesetze, die Liebe, sind das Himmelreich auf Erden, wir erkennen es nur nicht. Das, was man uns als Chance schenkte, treten wir mit Füßen. Wir suchen eine Perle in der Ferne und erkennen nicht den Diamanten vor unseren Füßen. Gott hat uns das Paradies angeboten, es liegt vor uns, nur wir erkennen nicht die Großartigkeit dieses Geschenkes. Dieses Paradies ist ausgebreitet über diese Erde, nicht irgendwo anders. Wir haben die Pflicht, das, was man uns zur Obhut gab, zu verwalten, nach dem Willen Gottes. Dieses Vertrauen haben wir missbraucht, schändlich missachtet.

114
Es sprach zu ihnen Simon Petrus so: „ Maria soll von uns weggehen! Denn Frauen sind des Lebens nicht wert. Es sprach Jesus so: „ Seht, ich werde sie ziehen, um sie männlich zu machen, damit auch sie ein lebendes Pneuma (Geist) wird, ähnlich euch Männlichen. Denn jede Frau, die sich männlich macht, wird eintreten in die Herrschaft der Himmel.“
Erst nach der Geschlechtertrennung begann der „Sündenfall“. Erst wenn die Frau, nicht mehr ihre Reize spielen lässt, um im Namen des Antichristen zu verführen, wird sie eintreten in die Herrschaft der Himmel. Auch sie muss erkennen, dass durch die Zweigeschlechtlichkeit nur Begierden geweckt werden. Bloßer Sex gleicht den Tieren und verblendet, lässt die Menschen Liebe mit Sex verwechseln. Eine Frau, die sich männlich macht, kehrt zurück in den Mann und wird mit ihm zu einem Wesen, einem Hermaphrodit, einem göttlichen Wesen. Nur durch diese Zurückführung, durch die Wiedervereinigung können wir das Himmelreich erreichen.

Nachwort

In dem Moment, wo aus dem Hermaphrodit Adam ein männliches und ein weibliches Wesen entstanden sind, also eine Geschlechtertrennung vollzogen wurde, begannen der Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies. Paradiesische Zustände herrschen also nur, wenn es nicht die Trennung von männlich und weiblich, also die Bipolarität gibt. Solange es auch die Dualität zwischen Körper und Seele gibt, wird es kein Paradies geben. Sexualität ist wichtig und wenn man sie als Liebe versteht, kann sie beiden Partnern enorm viel Kraft schenken, aber sie darf uns nicht beherrschen. Die Sexualität ist uns gegeben worden, um zu unterscheiden zwischen der tierischen Begierde und der Vereinigung zweier Liebender. Somit ist sie ein Erfahrungs- und Lernprozess, dem wir uns unterwerfen müssen. Wahre Liebe und vollkommene Hingabe beider Partner ist nicht nur schön, sondern auch notwendig. Wir brauchen uns weder für unseren unvollkommenen Körper zu schämen noch für unsere Geschlechtlichkeit, denn sie wurde uns von Gott gegeben. Wir müssen ihr aber die entsprechende Achtung und Würde entgegenbringen und sie nicht zum rein tierischen Deckakt degradieren.
Es ist nämlich die Triebhaftigkeit, die in unserer Gesellschaft die Perversitäten, Vergewaltigungen und den Missbrauch anderer hervorbringt. Auch Jesus hatte sexuelle Kontakte zu einer Frau, nämlich zu Maria Magdalena, aber er erkannte, dass die wahre Zufriedenheit in der Vollkommenheit eines ungeschlechtlichen Wesens liegt, ohne Zwang, ohne Triebe, ohne ruheloses Umherschweifen. Wenn wir uns liebevoll berühren, vertrauensvoll zueinander finden, begehen wir keine Sünde. Sündigen tut nur der, der sein ganzen Leben nach der Befriedigung seiner Triebe ausrichtet und die Sexualität als das Wichtigste im Leben ansieht. Damit enttäuscht er viele Mitmenschen und letztendlich auch sich selbst, denn er wird nie zufrieden sein.
Das Göttliche in uns, die Seele, ist nicht Gott. Die Seele ist nur ein Teil des Reiches Gottes. Das Reich Gottes ist in uns. Der Körper dient als Tempel, Gefängnis und Vehikel zugleich. Um zu lernen, das Reich Gottes zu erkennen und zu schätzen, müssen wir wiedergeboren werden, solange bis wir das Endstadium, so zu sein wie Jesus, erreicht haben. Erst dann können wir wie Jesus in das Reich Gottes aufgenommen werden. Ich möchte hier betonen, dass Jesus kein Gott war, sondern ein Mensch wie du und ich und auch bis ins 4. Jahrhundert nach Beginn unserer Zeitrechnung als solcher angesehen wurde. Anzubeten ist allein Gott und jegliche Darstellung eines gekreuzigten Jesus ist Götzendienerei und Frevel.
Ergänzend und erklärend für das obige Thomasevangelium sind auch die Worte Jesu an seinen Bruder Thomas im Thomasbuch, die ebenfalls in Nag Hammadi gefunden wurden. Hieraus entnehmen wir viele Antworten zu den Logien des Thomasevangeliums. Ich hatte oben schon erwähnt, dass viele pragmatische Historiker Jesus zu einem Aufwiegler gegen die Römerherrschaft abqualifizieren wollen. Wenn auch wie in Login 98 auf dem ersten Blick eine derartige Deutung möglich wäre, bin ich der Meinung, gerade die Sätze des Thomasbuches und des Thomasevangelium beweisen das Gegenteil. Wer hier nur einen Rebell, einen Aufwiegler sieht, der hält die Augen verschlossen vor diesen Offenbarungen, vor der Tragweite einer Lehre der Nächstenliebe. Aber es muss immer solche Personen geben, die uns vom Weg der Liebe ablenken wollen. Es dreht sich nicht um Römer, um Juden, um Unterdrückung, es dreht sich bei den Aussagen des Jesus um eine Botschaft, deren Befolgung einzig und allein dazu in der Lage ist, Frieden auf Erden zu gewährleisten. Nicht die Gesetze der Pragmatiker schaffen das, sondern nur die Botschaft der Liebe. Jesus erkannte, was auch Buddha oder Sokrates, Krsna, Lao Tse oder Zarathustra erkannten. Es ist der einzige Weg, der uns ins Licht führt.
Zur Erklärung möchte ich noch anführen, dass „Thomas“ so viel wie Zwilling heißt; er ist der Zwilling des Jesus, er ist der syzigische Paargenosse von Jesus. Es ist wohl weitgehend wissenschaftlich anerkannt, dass Thomas bis nach Indien kam und auch dort starb.
Jesus sagte zu Thomas folgende Sätze:
„Prüfe dich also und erkenne wer du bist. Wer sich selbst nicht erkannt hat, hat überhaupt nicht erkannt, wer aber sich selbst erkannt hat, hat die Erkenntnis der Tiefe des Universums erkannt. Deswegen hast du, mein Bruder Thomas, das den Menschen Verborgene gesehen. Alles Körperhafte ist wie die Tiere entstanden, die sich fortzeugen. Daher ist auch keine Dauer in ihnen. Es stammt doch der Körper aus dem Beischlaf, wie der der Tiere. Das Verlangen verbrennt das Gemüt des Menschen. Denn wie die Tiere einander fressen, so ist es auch mit diesen Menschen. Sie fressen einander und sind von der Wahrheit ausgeschlossen, weil sie die Süße des Feuers lieben und Knechte des Todes geworden sind. Wer Böses sät, dessen Böses wird im eigenen Feuer verbrennen. Das Fleisch ist das Gefängnis. Nein, ihr seid betrunken vom Feuer und angefüllt mit bitterem Gift. Euer Herz sieht nur auf sich selbst, auf das eigene Verlangen. Eure Freiheit habt ihr der Knechtschaft unterworfen. Wehe euch, die ihr den Mächten eures Körpers gehorcht. Wachet und betet, dass ihr im Fleische nicht ähnlich den Tieren lebt, sondern die Fessel des Tieres sprengt!“
Gleich von wem diese Aussagen auch immer sein mögen, ob tatsächlich von Jesus oder von anderen Menschen mit scharfem Verstand. Sie zeugen von einer ungeheueren Tragweite und Selbsterkenntnis. Sie sind deswegen nicht zu verwerfen, nur weil sie eventuell nicht von Jesus selbst geäußert worden sind. Auch nicht jede Aussage von Sokrates ist von ihm, sondern wurde ihm vielmehr von Plato in den Mund gelegt. Es schmälert die tiefgreifende Erkenntnis deswegen kein bisschen. Wir versuchen uns an den Zweifeln der Authentizität aufzuhängen, um uns nicht mit dem Kern der Aussage auseinander setzen zu müssen. Sicherlich kann man im Vorfeld vieles in Frage stellen, um die Frage nach der Wahrheit nicht mehr stellen zu müssen. Aber können wir uns deshalb der Verantwortung entziehen, der Frage nach den Kernpunkten entrinnen? Keineswegs.
Lassen wir Jesus doch einfach mal einen klugen, redegewandten Philosophen sein. Trennen wir ihn von den Briefen des Paulus und vor allem von dem daraus entstehenden paulinischen Christentum. Hören wir ihm zu, wie wir es bei Sokrates, Konfuzius, Diogenes oder Kant tun.
Erheben wir ihn nicht zu einer Gottesfigur – Jesus war kein Gott. Er war Mensch wie wir, mit Fehlern und Vorzügen, geplagt von ähnlichen Bedürfnissen wie wir, gepeinigt durch die Enge des Körpers. Auch Goethe, den viele verehren, war voller menschlicher Schwächen, trotzdem wurde er als Symbol des aufgeklärten Menschen, als Geist der Aufklärung, als Idol angesehen. Wenn wir heute die immer größer werdende Zahl von Neuerscheinungen an Büchern über Goethe sehen, in denen ständig neue Interpretationen seiner Werke zum Besten gegeben werden, wie mag dies dann in 2000 Jahren sein. Wer und was wird dann Goethe sein – der Gott der Aufklärung? Von Jesus haben wir keine Aufzeichnungen, ebenso wenig wie von Sokrates. Also sind wir auf Überlieferungen, auf Erzählungen von Zeitgenossen angewiesen. So wie wir heute über Goethe schreiben und auf vermeintliche Kenner der „Wahrheit“ angewiesen sind, so sind wir es auch bei Jesus. Die subjektive Auslegung ist nun mal individuell verfälscht und eben nicht authentisch. Wenn uns dann aber ein Werk in die Hände fällt, so per ‚Zufall’, das 30 bis 80 Jahre nach dem Tod von Jesus Barabas, aufgezeichnet wurde, so ist es sicherlich zuverlässiger als die kanonischen Evangelien, die hundertfach korrigiert wurden. Heute, ca. 116 Jahre nach Goethes Tod erheben die Deuter seiner Werke doch Anspruch auf Treffsicherheit und Echtheit. Wieso gestehen wir diesen Wahrheitsanspruch dann nicht auch den Werken von Nag Hammadi zu? Mir scheint, weil wir es nicht wollen, wir wollen uns nicht ernsthaft damit befassen. Ja, wir haben Angst davor. Zu viele Fragen würden sich aufdrängen, unangenehme Fragen. Müssten wir nicht unsere Schuld eingestehen, unsere Verfehlungen und Irrwege? Was müssten wir nicht alles ändern, um den Weg der Liebe zu gehen, auf was alles verzichten?
Wer möchte sich schon einschränken, teilen oder verzeihen? Wozu verantwortlich leben, wenn diese einzwängende, das eigene Ego bedrängende Pflicht, abzuwälzen ist.
Wer sich mit den Worten Jesus, mit dem Sinn seiner Botschaft auseinandersetzt, muss zwangsläufig umdenken, muss Kompromisse schließen, zurückstecken. Das Patriarchat des Machomannes mit all seinen Gesetzgebungen zur Erfüllung seiner sexuellen Forderungen könnte womöglich in sich zusammenbrechen. Der Machtanspruch wäre dahin und damit alle Privilegien. Macht aufgeben?
Die tief verwurzelten Ängste, diese Macht aufgeben zu müssen, lassen uns alle möglichen Entschuldigungen suchen, um einer Diskussion über den Wahrheitsgehalt in den Aussagen der Thomasschriften, aus dem Weg zu gehen. Beziehungsweise, man hat sich im Erfinden von unumstößlichen Gegenargumenten zum Weltmeister entwickelt. Wenn man der Diskussion schon nicht entgehen kann, dann setzt man alle rhetorischen Tricks ein, um das Gespräch dennoch als Gewinner zu verlassen. Bis hin zu Beschimpfungen und dem Bestreben, die gegnerischen Argumente ins Lächerliche zu ziehen, wird alles genutzt, um Sieger zu bleiben. Nur nicht nachgeben, keine Zugeständnisse machen, keine Fehler einräumen, null Toleranz. Sind wir Menschen nicht der größte Geist im Universum? Sind wir nicht das Maß aller Dinge? Drum bestünde kein Grund, dass wir Menschen uns ändern. Welche Anmaßung!
Wir kennen nicht mal ein Billionstel des Kosmoses und seiner Vorgänge und dennoch fühlen wir uns als die Herren, als die, die alles begreifen. Was wir nicht verstehen, gibt es nicht, denn sonst müssten wir ja unsere eigene Unzulänglichkeit eingestehen. Mehr Demut und Bescheidenheit wäre angesagt. Wir aber versuchen hinter Hochmut und Überheblichkeit unsere Unwissenheit zu verstecken. Unwissenheit und das Eingestehen von Schwächen, würde Machtverlust bedeuten, weniger Einfluss und damit auch weniger materielle Vorzüge. So einfach wie effektiv, indem wir unsere eigenen Gesetze aufstellen, Gesetze, die zu unserem Ego passen. Gesetze einer Männergesellschaft, geschlechtsorientiert, in denen nahezu alles geduldet wird, um die sexuellen Begierden ausleben zu können. Alles richtet sich nach der Befriedigung dieser Gelüste. Auch Krieg ist nichts anderes, denn er dient der Macht und damit indirekt der uneingeschränkten Ausübung sexueller Wünsche. Attribute vieler reicher und mächtiger Männer sind schöne Frauen. Wie in einer Löwenfamilie werden Nebenbuhler beseitigt, auf welche Art auch immer. Das Streben nach Macht liegt meistens mit in den sexuellen Wünschen begründet. Nur wer herrscht, kann seinen genetischen Code vererben und damit seiner Sippschaft zum Überleben verhelfen. Hier zeigt sich der nächste Wunsch, der Wunsch nach Unsterblichkeit. Für derartig körperlich orientierte, also oberflächliche Menschen, kommt nur ein Weiterleben als körperlicher Mensch in Frage, aber nicht als Seele. Es sind Leichen, haben aber noch nicht erkannt, dass es welche sind.
Der Körper wird zum Kult, zum Mythos. Umso größer die Verzweiflung, wenn er altert und zerfällt. Vernarrt in diesen Körperkult lässt man sich blenden. Anstatt zu erkennen, dass nicht das Vergängliche erstrebenswert ist, sondern das Unvergängliche. Nicht der Hülle sollen wir Tribut zahlen, vielmehr der Seele. Wir aber zerstören alles, was der Seele gut tut. Seelen- und Herzenswärme, Vertrauen, bedingungslose Liebe, Verständnis, Geborgenheit, Toleranz, Nächstenliebe, Fürsorge, Ruhe und Zufriedenheit. Was bleibt ist Hass, Neid und Missgunst, Intoleranz, Dogmatismus, Misstrauen, Begierde und Grausamkeit. So leicht sich die Ratschläge des weisen Jesus auch anhören, so schwer sind sie auszuführen. Zu verhaftet sind wir in unserer Körperlichkeit und der damit verbundenen Beschränktheit. Die Täler sind tief, die wir durchschreiten müssen, um den Sinn seiner Worte zu erkennen. Wohl denen, die erkannt haben. Nutzt die Erkenntnis, gebt sie weiter, lebt sie und ihr werdet glücklich, ihr werdet den Tod nicht kosten. Das Thomasevangelium ist ein Konzept, wie alle Menschen in Frieden und Harmonie miteinander leben können. Es ist damit ein größerer Schatz als alle irdischen Güter. Spricht man von einem Schatz, glauben alle verblendeten Menschen, es handle sich dabei um Gold und Juwelen, also rein materielle Werte.
Für uns ist es nur schwer vorstellbar, dass es Menschen gab und gibt, für die geistige Werte weit wertvoller sind, ja überhaupt den eigentlichen Wert darstellen.
So bin ich davon überzeugt, dass es sich bei den vorliegenden Worten von Jesus um Teile des eigentlichen Schatzes oder Tresors der Katharer und Templer handelt. Warum waren diese der Kirche so unbequem, doch nur aus Angst, die katholische Lehre könne widerlegt werden und ihr Einfluss schrumpfen. Mit dem Erkennen der Botschaft Jesu zerbricht das Imperium aller dogmatischen Kirchen mit all ihrem materiellen Anspruch. Davor haben Inquisitoren, die Hüter der Kirchenmacht, Angst. Dieses unverfälschte Vermächtnis von Jesus ist der Schatz der Schätze. Der Weg, der zur Liebe, Glückseligkeit und Freiheit führt, was einem Reichtum von unsäglichem Ausmaß gleichkommt. Hier wird einem die enge Verbindung zu anderen großen Religionsstiftern gewahr, deren Lehren sich alle im Kern ähneln. Jesus ist nur einer von vielen Mahnern, die keiner verstehen und schon gar nicht mehr hören will.