Dr. Edmond Bordeaux Székely, geboren in Siebenbürgen, promovierte in Paris als Philologe. Außerdem hatte er eine Professur in Philosophie und experimenteller Psychologie an der Uni Clausenburg. Er fand ca. 1937 in der königlichen Bibliothek der Habsburger in Wien einen altslawischen Text, den er abschrieb. Später stellte er bei einem Besuch der Bibliothek des Vatikans fest, dass dies die exakte Übersetzung eines Alten aramäischen Textes war. Aramäisch, also eine syrische Sprache, war die Muttersprache von Jesus.
Diese aramäischen Texte stammen aus dem ersten Jahrhundert n.Chr., waren folglich noch nicht den Verfälschungen der „Correctores“ zum Opfer gefallen. Eigenartig ist jedoch, dass schon eine englische Buchausgabe im Jahr 1902 erschien. In deren Vorwort schrieb der englische Priester Rev. G.J.R. Ouseley: „Dieses Evangelium christlicher Inspiration ist eines der ältesten und vollständigsten frühchristlichen Fragmente und ist aufbewahrt in einem buddhistischen Kloster Tibets, wo es von Angehörigen der Essenergemeinde versteckt wurde, um es vor den Händen der Fälscher zu schützen. Es ist nun zum ersten Mal aus dem Aramäischen übersetzt.“
Hat Szekeley, der später in die USA auswanderte, also der englischen Sprache mächtig war, dieses Buch abgeschrieben und es als seinen eigenen Fund ausgegeben? Er nennt sein Buch Heiland, was aber einen Auszug aus dem gestammten Werk darstellt. Wie dem auch sei, dadurch bleibt die Botschaft dieses außergewöhnlichen Evangeliums unangetastet. Wenn man die in Hag Hammadi gefundenen unverfälschten Texte mit dem Evangelium des vollkommenen Lebens vergleicht, wird man Parallelen finden, die nicht von der Hand zu weisen sind. Dies spricht für eine Authentizität des Evangeliums.
Auch für den Gedanken und Willen, die alten Schriften vor Fälschern zu bewahren, was ja auch den Sinn der Rollen von Hag Hammadi war, spricht für das Versteck in einem buddhistischen Kloster. Wenn Jakobus, der die Lehren Jesus weiterverbreitete, gen Osten zog, so zog er doch sicherlich nicht ohne eine Kopie der für ihn so wichtigen Schriften. Worauf sollte er sich berufen, wenn er diese nicht bei sich trüge. Derartige Schriften sind das wertvollste Gut, ein Schatz, den keiner zurücklässt. So ist auch zu erklären, dass die späteren Bogomilen von diesen Schriften Kenntnis hatten, ja sie womöglich besaßen. Schriften, die zum Schatz der Katharer und Templer wurden.
In diesem ursprünglichen Evangelium wird viel über die Lebensweise der Gemeinde Jesu berichtet, darüber, dass sie kein Fleisch essen und alkoholische Getränke ablehnen. Ihre einfachen gemeinsamen Mahlzeiten wurden als Liebesmahle (=Agapen) bezeichnet. Tägliche Waschungen waren Pflicht und Tieropfer verboten. In vielen Dingen ähnelten die Sitten und Geflogenheiten denen der Essener, was zu der Vermutung Anlass gab, Jesus sei ein Essener gewesen. Diese Vermutung äußert auch Johannes Lehmann in seinem Buch „Rabbi Jesus“. Es ist zumindest naheliegend, was wir auch unter Nr. 4 lesen können. Allerdings hatte Jesus die strikten dogmatischen Lehren des Mönchordens liberalisiert und seine eigene Richtung propagiert. Das, was das EVL zusätzlich zum Neuen Testament enthält, ist die Meinung einer allumfassenden Einheit des Lebens in allen Wesen der Schöpfung, der Tiere und Menschen. Der daraus entstehende Verzicht auf Blutopfer und Verzehr von Fleisch ist naheliegend.
Noch Tertullian teilte ca. 200 die Christen in zwei Gruppen ein, die wahren Christen, die sich des Fleisches enthalten und „die Leiber ohne Seelen“, welche Fleisch essen. Auch erfahren wir hier den Gedanken der Wiedergeburt, der bei den Urchristen noch herrschte. Als Symbol für die Jesusgemeinde diente der Fisch, in einer Zeit des angebrochenen Zeitalters der Fische.
Nach diesem Evangelium starb Jesus mit 49 Jahren (7×7).
5.1. Die Lehre
Anhand einiger Sprüche will ich die Aussage der Lehre des EVL wiedergeben, wo sie sich zu der Lehre des Neuen Testamentes unterscheidet oder dort zumindest nur nebensächlich erwähnt wird. Die Aussagen sprechen für sich selbst.
14. Kap. 12: Und er sprach zu Simon: „Es ist schwierig für die reichen, in das Himmelreich einzugehen; denn die reichen sorgen für sich und verachten die anderen, die nichts besitzen.“
17. Kap. 7+10: „…doch alles, was gewonnen ist durch das Opfer des lebendigen, rühret nicht an; denn es ist wider das Gesetz. … Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können.“
15: „ Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, der ist mein nicht wert. Wer sein leben findet, der wird es verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden.“
18. Kap. 12: „Denn Gott ist gerecht und lohnt jedem nach seinen Werken. Was ihr säet, das werdet ihr ernten.“
19. Kap. 1: „…Wenn du betest, so gehe in dein stilles Kämmerlein und schließe die Türe zu. Und wenn du sie geschlossen hast, bete zu Abba- Amma, das da ist über dir und in dir, und das dir Vater- Mutter ist, das alles sieht, auch was verborgen ist, wird dir offen antworten.“
21. Kap. 8: „und ich sage euch, ich bin gekommen, die Opfer und die Blutfeste abzuschaffen, und wenn ihr nicht aufhören werdet, Fleisch und Blut der Tiere zu opfern und zu verzehren, so wird der Zorn Gottes nicht aufhören, über euch zu kommen…“
24. Kap. 2: „…die Erde, die mein Vater und Mutter zur Freude und Lust erschaffen hat, habt ihr in eine Hölle verwandelt mit euren Taten voll Gewalt und Grausamkeit.“
24. Kap. 4: „Wie ihr in diesem Leben euren Mitgeschöpfen tuet, so wird es euch ergehen im künftigen Leben.“
27. Kap. 8: „Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber reißende Wölfe sind. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“
28. Kap. 15: „Unter allen, die von Weibern geboren sind, ist kein größerer Prophet als Johannes der Täufer.“
30. Kap. 6: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, Moses hat euch nicht das rechte Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater-Mutter gibt euch das rechte Brot vom Himmel und die Frucht des lebendigen Weinstocks. Denn dies ist die Speise Gottes, die vom Himmel kommt und der Welt das Leben gibt.“
31. Kap. 7: „…der Geist ist es, der da lebendig macht, das Fleisch und das Blut ist nichts nütze.“
32. Kap. 2: „Und Jesus antwortete und sprach: Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und Leben. Den Unwissenden und Fleischgierigen klingen sie nach Blutvergießen und Tod; aber gesegnet sind, die verstehen.“
32. Kap. 9: „Wahrlich ich sage euch, im Anfange haben alle Geschöpfe Gottes ihren Unterhalt allein in den Pflanzen und Früchten der Erde gefunden, bis die Unwissenheit und die Selbstsucht der Menschen viele von dem Brauche, den ihnen Gott gegeben, abgebracht haben zu dem, was dem ursprünglichen Brauche widersprochen hat.
32. Kap. 11: „Und wenn ihr meine Gebote haltet und das Leben der Gerechtigkeit führet, also werdet ihr glücklich sein in diesem Leben und im kommenden Leben.“
35. Kap. 15: „Hüte dich vor den Narren und lebe und wandle auf den Wegen des Verstehens. Die Verehrung Gottes ist der Anfang der Weisheit, und die Erkenntnis des Heiligen Einen ist Verstehen.“
37. Kap. 2: „Und er sagte zu ihm: Gesegnet sind, die viele Erfahrungen durchmachen, denn sie werden durch Leiden vollkommen werden. Sie werden sein wie die Engel Gottes im Himmel, und sie werden nimmer sterben noch werden sie wiedergeboren werden; denn Tod und Geburt haben keine Herrschaft mehr über sie.“
37. Kap. 8: „Also müsset ihr durch viele Wandlungen hindurch, damit ihr vollkommen werdet, so wie es geschrieben steht in dem Buche Hiob: Ich bin ein Wanderer und wechsle einen Platz nach dem anderen und ein Haus nach dem anderen, bis ich in die Stadt und in das Haus komme, die ewig sind.“
40. Kap. 3: „Darum spreche ich zu jenen in Gleichnissen, denn sie sehen nicht und hören nicht und verstehen nicht.“
43. Kap. 7: „Und ich sage euch, machet euch nicht zu Freunden des Mammons der Ungerechtigkeit, dass er euch nicht, wenn ihr fallet, in seine irdischen Behausungen hinabziehe. Machet euch lieber zu Freunden des Wahren Reichtums, welcher ist die Weisheit Gottes, auf dass ihr empfangen werdet in den Häusern, die ewig währen.“
46. Kap. 8: Das wahre Israel Gottes: „Alle jene eines jeglichen Volkes und eines jeglichen Stammes, welche Gerechtigkeit üben, Liebe und Barmherzigkeit und meine Gebote befolgen, diese sind das wahre Israel Gottes.“
46. Kap. 28: „Doch ich sage euch: Es ist Elias schon gekommen, und sie haben ihn nicht erkannt, sondern haben an ihm getan, was sie wollten. Also wird auch des Menschen Sohn leiden müssen von ihnen. Da verstanden die Jünger, dass er von Johannes dem Täufer zu ihnen geredet hatte.“
49. Kap. 3: „Und der wahre Tempel ist der Leib des Menschen, in welchem Gott wohnt durch den Geist, und wenn dieser Tempel zerstört wird, wird Gott in drei Tagen einen noch schöneren Tempel errichten, welchen das Auge des natürlichen Menschen nicht erschauen kann.“
49. Kap. 9: „Und stehet nicht geschrieben: Was ist das wahre Opfer? Waschet euch und reinigt euch und entfernet das Böse von meinen Augen; höret auf, das Üble zu tun, und lernet das Gute zu tun. Übet Gerechtigkeit an den Vaterlosen und den Witwen und an allen, welche unterdrückt werden. Und auf diese Weise werdet ihr das Gesetz erfüllen.“
52. Kap. 5: Jesus sprach zu ihnen: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe denn Abraham ward, BIN ICH.“
52. Kap. 9: „So wie oben, so auch unten. So wie es innen ist, so auch außen…“
52. Kap. 10: „Denn in mir ist weder Mann noch Weib, aber beide sind Eins in dem einen Vollkommenen.“
55. Kap. 12: „Habe ich gesagt, dass ich Gott gleich bin? Nein, aber ich bin eins mit Gott. Stehet nicht geschrieben in der Schrift: Ich habe gesagt, ihr seid Götter?“
64. Kap. 2: „Wahrlich, ich sage euch, in Gott ist weder Mann noch Weib, und doch sind beide eins, ist Gott beides in einem. Er ist Sie, und Sie ist Er. Elohim- unser Gott- ist vollkommen, unendlich und eines.“
64. Kap. 6: „Wahrlich, die Elohim schufen den Menschen nach Gottes Ebenbild, Mann und Weib, und die ganze Natur ist ein Bild Gottes, darum ist Gott beides, Mann und Weib, nicht geteilt, sondern beides in einem, ungeteilt und ewig, in welchem alle Dinge sind, die sichtbaren und die unsichtbaren.“
66. Kap. 8: „Wundert euch nicht darüber, denn so wie oben, so ist es unten, und wie unten, so oben, und das, was auf Erden, ist so, weil es im Himmel so ist.“
69. Kap. 2. “…So wie in Adam alle sterben, so werden alle in Christus wieder auferstehen.“
69. Kap. 3: „Doch die Gutes getan haben und Vollkommenheit erlangt haben, die haben ewige Ruhe, und sie gehen ein in das ewige Leben. Sie ruhen in dem Ewigen.“
69. Kap. 4: „Über sie haben Tod und Geburt in ihrer Wiederholung keine Macht mehr, für sie dreht sich das Rad des Ewigen nicht mehr, denn sie haben den Mittelpunkt erreicht, wo ewige Ruhe herrscht, und der Mittelpunkt aller Dinge ist Gott.“
75. Kap. 9: „Wahrlich, ich sage euch, darum bin ich in die Welt gekommen, dass ich alle Blutopfer und das Essen von Fleisch der Tiere und Vögel abschaffe.
75. Kap. 14:“Alle Geschöpfe leben in Gott, und Gott ist in ihnen verborgen.“
75. Kap. 18: „Alle Völker aber, die sich nicht durch Grausamkeit besudeln, die Gerechtigkeit üben, die Barmherzigkeit lieben und die Werke Gottes ehren, die Hilfe leisten den Schwachen und Unterdrückten – diese sind das Israel Gottes.“
76. Kap. 20+21: „Vater und Mutter unser, das Du über uns und in uns bist, geheiligt werde Dein Name in doppelter Dreieinigkeit. Dein reich komme zu allen in Weisheit, Liebe und Gerechtigkeit. Dein heiliger Wille geschehe immerdar auf Erden wie im Himmel. Gib uns täglich von Deinem heiligen Brot und Deinem lebendigen Wein. Und so wir suchen, andere zu vollenden, so vollende uns in Deinem Gesalbten. Schenke uns Deine Güte, auf dass wir den Anderen das Gleiche tun. In der Stunde der Versuchung befreie uns von dem Übel. Denn dein ist das Reich, die Kraft und die Herrlichkeit: Im Anfange, jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.“
88. Kap. 2: „Sind diese Männer oder Frauen, die Gewalttätigkeit üben, Unterdrückung und Unrecht und eher eine Lüge als die Wahrheit sprechen, nach dem Ebenbilde Gottes?“
88. Kap. 3: „Nein, sage ich euch, ehe denn sie nicht wiedergeboren werden und den Geist der Liebe und der Weisheit aufnehmen in ihre Herzen…“
91. Kap. 3: „Wahrlich, ich sage dir, Maria, und jedem meiner Jünger, das Reich Gottes ist inwendig in euch. Doch die Zeit wird kommen, da das, was innen ist, offenbar werden wird zum Heile der Welt.“
91. Kap. 5: Und da fragte ihn einer und sprach: „Meister, willst du, dass die Kinder aufgenommen werden in die Gemeinschaft in gleicher Weise durch die Beschneidung, wie es Moses befohlen hatte?“ Und Jesus antwortete: „Für die, welche in Christo sind, gibt es keine Beschneidung, noch ein Blutvergießen.“
94. Kap. 1: „…Was ihr für den Tod haltet, ist das Tor zum Leben, und das Grab ist die Pforte der Auferstehung für die, welche glauben und gehorchen. Trauert nicht noch weinet um die, die euch verlassen haben, sondern freuet euch lieber über ihren Eintritt in das Leben.“
95. Kap. 9: „Und es war Mittsommer, da Jesus in den Himmel aufstieg, und er hatte noch nicht sein fünfzigstes Jahr erreicht; denn es war notwendig, dass siebenmal sieben Jahre in seinem Leben erfüllt sein sollten.“
96. Kap. 5: „…Bruder, sei gleich einem behauenen Stein mit sechs Flächen…“
96. Kap. 23: „Wir glauben an die Läuterung der Seele durch viele Geburten und Erfahrungen, die Auferstehung von den Toten, an das ewige Leben aller Gerechten, an alle Ewigkeit und Ruhe in Gott für immer – Amen.“