Sokrates, Jesus und die Freimaurer

 

Sokrates, Jesus und die Freimaurer – Parallelen

Ich möchte mit dem historisch Älteren beginnen, mit

 

Sokrates

Sokrates, geboren 469 vC am 6. Mai, als Sohn des Bildhauers Sophroniskos und der Hebamme Phainarete. Gestorben als 70ig Jähriger im Jahre 399 vC durch eigene Hand im Namen des Gesetzes. Er selbst hinterließ keinerlei Schriften, das, was man von ihm weiß, stammt hauptsächlich von seinen Schülern Xenophon, Plato und Aristoteles. So wird viel diskutiert, ob seine Dialoge tatsächlich von ihm geschrieben wurden. War er nur eine Figur wie Faust, durch die ein anderer spricht? Nach Gisela Richter gibt es aber eindeutige Bildnisse von Sokrates, der selbst auch Bildhauer war. Und indem Plato dem Sokrates, seinen Meister und Lehrer, die Ehre gibt, durch ihn zu sprechen, ist das doch ein Hinweis, dass dieser eine entsprechende Vorleistung erbracht haben musste, also existent war.

Sokrates ist keine fiktive Figur, sondern eine historische.
Mag auch Plato aus großer Achtung vor seinem weisen Lehrer diesem viele eigene Gedanken in den Mund gelegt haben, an der Botschaft ändert dies nichts.

Der Lebensstil des Sokrates zeigt sich in Einfachheit, Besonnenheit, Mäßigung, Tapferkeit und Unbestechlichkeit. Tugenden, die auch wir Freimaurer anstreben. Mit oft sehr deftiger Sprache und eine ihm eigener Ironie, stellt er im Dialog alles Herkömmliche in Frage. Allzu leicht sprudelten ihm Begriffe wie „Du vorsintflutlicher Narr“ oder “Du neugeborenes Mondkalb“ von den Lippen. So sind dies Tadelungen, wenn sein Gesprächspartner allzu begriffsstutzig zu sein schien. Verletzen wollte er damit jedoch niemanden, dazu war seine Achtung vor seinem Gegenüber zu groß.

Ständig sucht er Definitionen für die Begriffe des täglichen Lebens, sucht Gründe für das Tun und Lassen der Menschen, wobei es ihm niemals um die Natur als Ganzes ging. Im Wissen um die Halbbildung seiner Mitmenschen sagte er: Ich weiß nur das Eine, dass ich nichts weiß!

Er war ein Suchender, ein Suchender nach der Wahrheit. Logisches Bewusstsein trat an die Stelle von althergebrachten Phrasen und naivem Götterglauben. Akribisch versucht er seine Mitmenschen zur Mündigkeit und zum logischen Denken anzuregen. Als Begründer der modernen Wissenschaft führte er die Induktion als Hilfsmittel ein, einem logischen Verfahren, das aus dem Vergleich einer Anzahl von Einzelfällen auf die Allgemeingültigkeit zu schließen versucht.

Durch die Mäeutik, der Hebammenkunst, schält er im Dialog das Oberflächliche oder Falsche seines Gesprächspartners heraus. Die Mäeutik ist die Entbindungskunst der Gedanken, die dem einzelnen das in ihm schlummernde Wissen zum Bewusstsein bringen soll.
Diese so erreichte Selbsterkenntnis ist das höchste Ziel menschlichen Strebens. Sie, die Erkenntnis, führt uns zum Glück, in ihr liegt die wahre Tugend, durch die wir den Weg zur Sittlichen Einsicht, sowie zum richtigen Handeln, zur Frömmigkeit gegen die Götter, zur Mäßigung aller Leidenschaft und zur Gerechtigkeit gegenüber unseren Mitmenschen finden. „Erkenne dich selbst!“, ein Spruch, der an der Pforte des delphischen Gottes Apollon steht, erkor er zu einem seiner Leitsprüche.

Erkenne, wer du bist, erkenne deine Seele, erkenne das Göttliche in dir und werde, der du bist. Er ist ein Eingeweihter in den ägyptischen Mysterien und der Hermetischen Lehren. Er denkt ähnlich wie die Anhänger des Gottes Dionysos und damit auch Pythagoras, dass der Leib böse sei und als Kerker für die Seele diene. Der Weg zum Ursprung führt nur über das steinige Pflaster mehrerer Leben.

Buddha predigte eine ähnliche Auffassung zeitgleich mit Pythagoras. Für Sokrates ist der Mensch als Gattung und nicht der egoistische Mensch allein, wie bei den Sophisten, das Maß aller Dinge. Gut ist gut, wenn es nicht subjektiv, sondern objektiv von allen denkenden Menschen aufgrund der Einsicht als gut erkannt wird.
Hierzu soll das Daimonion, die innere göttliche Stimme des Menschen, also sein Gewissen, beitragen.

Ziel allen Menschenlebens ist die Endaimonia, die eigene und fremde Glückseligkeit. Materielle Güter bringen nicht die innere Freiheit und führen nicht zu diesem Weg. Ein weiteres Hindernis, diesen Weg zu gehen, ist der Hang zur Völlerei, durch ihn wird man wie Odysseus Mannen zu Schweinen. Nur Odysseus selbst konnte nicht von Circe verwandelt werden, weil er sich nicht diesen Reizen hingab, so Sokrates.

Essen ohne Hunger, Trinken ohne Durst, ruiniere Magen, Kopf und Seele. Durch seine beharrlichen Fragen und damit das Infragestellen aller Werte, allen Tuns sowie das Infragestellen der intellektuellen Seite der Person angespornt, arbeitet er beständig an sich selbst und bringt seine Gesprächspartner ebenso dazu, ihren „Rauhen Stein“ zu glätten, wobei er aber immer Nächstenliebe und Achtung seinem Mitmenschen und Gesprächspartnern entgegenbrachte. Intoleranz, Dogmatismus und Vorurteile lehnte er ab.

So war es seine angebliche Gottlosigkeit, sein Nichtglauben an die Götter, die der Staat anerkennt, und sein Streben, Neuerungen in göttliche Dinge einzuführen, die ihm angelastet wurden. Er verführe die Jugend gegen die Götter und den Staat. Nur ein Vorwand – der wahre Hintergrund war die Mündigkeitserklärung der Einzelperson, durch die die bisherige Staatsordnung erschüttert wurde. Jeder Staatsform ist ein mündiger Bürger ein Dorn im Auge. Warum? Weil er ihn nicht tanzen lassen kann wie eine Marionette. Nur im Reich Gottes sind mündige Menschen erwünscht, nein nicht erwünscht, sondern als zwingende Notwendigkeit vorauszusetzen. Sokrates war dem Staat unbequem.

In tiefster Überzeugung stand er zu seinem Tun und Handeln, lehnte eine Flucht ab und trank gefasst den Schierlingsbecher, wohl im Wissen, dass er durch seinen Tod als Märtyrer die unabsehbare geschichtliche Wirkung erreichen würde, so wie später Jesus. Mag Nietzsche ihn auch als fragwürdigste Erscheinung des Altertums verachten, der das Griechische Wesen verneinte, mit Sokrates tritt ein großer geschichtlicher Wendepunkt ein, so Hegel. Mit ihm tritt eine Person in unsere Geschichte, die den Weg vorbereiten soll.

 

Jesus

Betrachten wir jetzt Jesus, eigentlich Josua, der etwa um 3 vC geboren wurde, als Sohn von Joseph und Maria und ca. 30 Jahre nicht in Erscheinung trat. Erst nach seiner Rückkehr aus der Wüste, wo er sich in den Jahren 27 – 31 aufhielt, wahrscheinlich als Meisterschüler von Qumran begann sein Wirken, ein Wirken, das nur etwa 1 Jahr dauerte bis zur Kreuzigung 32 oder 33. Die sogenannte Taufe durch Johannes war vermutlich eine Erfindung von Markus. Wahrscheinlicher war hier die Initiation in den ersten Grad der Gemeinschaft Qumran gemeint.

Die Essener von Qumran unterschieden vier Grade, den Lehrling, den Gesellen, den Meister oder Therapeuten und den Eingeweihten. Die Novizen mussten 42 Stufen der esoterischen Leiter erklimmen (analog der 42 Bücher des Tot). Durch harte Disziplin gelang es den „Therapeuten“ des dritten Grades Äther- und Astralleib mit Hilfe des ICH völlig unter ihre Herrschaft zu bringen, was ihnen ermöglichte, die hellseherische Stufe des „bewussten Träumens“ zu erreichen. Die Initiationsfeier ist mit ihren Riten in der Freimaurerei erhalten geblieben.

Jesus stammte vom Stamme Levi ab, wie seine Mutter und wie auch Johannes der Täufer, kannte also den letzteren mit Sicherheit schon länger. Wir wissen nicht viel über seine Familie, der gegenüber er eine sehr ablehnende Haltung einnahm, so wie er sich allgemein der Familie gegenüber ablehnend zeigte.

Es steht geschrieben: „Wenn einer zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwester, so kann er nicht mein Jünger sein!“ – Wobei dies symbolisch zu verstehen ist und meint, wer aus dem Körperlichen entstand ist verflucht, denn er hat die Polarität nicht überwunden und muss weiter als Mensch sein Dasein fristen.

Dies begründet auf der Ansicht, Gott sei Mann und Weib in einer Person, Gott sei ungeschlechtlich, unpolar. „Hass“ kann man nur den getrenntgeschlechtlichen Menschen entgegenbringen, deren Verderb genau durch eben diese Trennung bedingt ist. Auch die Seele, als Göttliches in uns ist ungeschlechtlich (siehe auch „Exegese der Seele“ aus den Funden bei Nag Hammadi). Gemeint ist hier sicherlich, dass nur der ihm folgen kann und in die Herrschaft der Himmel eintreten kann, der sich von der bipolaren Zweigeschlechtlichkeit lösen kann, beziehungsweise deren fatale Wirkungen auf die Menschen erkennt.

An einer anderen Stelle steht geschrieben: „Wenn ihr einem begegnet, der nicht von einen Weib geboren wurde, dann seht ihr den Vater.“ Siehe hierzu auch das Thomasevangelium, das man in Nag Hammadi in den 40er Jahren fand.

Der Mystiker Jesus wusste, dass von dem Augenblick an, als aus dem Hermaphrodit Adam ein getrenntgeschlechtliches Wesen wurde, der Leidensweg der Menschen begann. Der Dualismus von Seele und Körper, von Gut und Böse ist das irdische Schicksal. Hier entspricht er vollkommen den Gedanken und Lehren Zarathustras. Dieser uns vorbeschriebene steinerne Weg, wie er erstmals von Zarathustra gelehrt wurde und dann von Pythagoras und Plato, war auch der Weg Jesu. Der Weg zurück in ein glückseliges Leben, nach dem wir uns alle sehnen, muss über die Selbsterkenntnis gehen, wie bei Sokrates. Ähnlich wie bei diesem entstammt das Wissen über das Wirken von Jesus lediglich aus Niederschriften seiner Jünger, die schlichte Menschen waren und des Insichkehrens noch nicht mächtig.

Nicht so bei Johannes dem Täufer oder bei seinem Bruder Jakobus.
Johannes der Täufer, der ebenfalls keine Aufzeichnungen hinterließ, war laut dem Evangelium des vollkommenen Lebens (46,27 und 28) die Reinkarnation von Elias. Jakobus war es vor allem, der die wahren Lehren Jesu bewahrte und lebte. Er und seine Nachkommen hielten diese Lehren verborgen und schützten sie vor gewaltsamer Vernichtung.

Jakobus wurde im Matthäus Ev. Vers 27,16 als „Jesus Barabbas“ bezeichnet, er lebte etwa 30 Jahre länger als Jesus und wurde im Thomasevangelium als wahrer Nachfolger von Jesus benannt. Gerade in diesem Thomasevangelium, Thomas war der Zwillingsbruder von Jesus, erfahren wir Aussagen von Jesus, die mit den alten Essenerschriften, wie dem „Evangelium des vollkommenen Leben“ übereinstimmen. Erkenntnisse und Aussagen, die von der uns herkömmlich bekannten Fassung der Bibel oftmals weit abweichen.

Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass die Bibel über 500 mal überarbeitet und bewusst verfälscht oder sagen wir besser, angepasst wurde, um niedere Ziele besser verfolgen zu können. So erstmals geschehen 325 beim Konzil von Nicäa.

Infolge hatte das paulinische Christentum nur noch sehr wenig gemein mit den einstigen Lehren Jesu. Josua lebte ein Leben der Entbehrung und der Armut, was ihn auch dazu bewog, sich lieber den Zöllnern, Steuereintreibern und Dirnen, als den Wohlhabenden zu widmen. Er suchte das einfache Volk. Wie die Essener-Mönche sah Jesus jeden Besitz als gefährlich an.

Es wird überliefert: „Niemand kann zwei Herren dienen, eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als ein Reicher in das Reich Gottes“.
Man kann nicht dem Mammon und Gott gleichzeitig dienen. Gemeint ist aber nicht, dass generell ein Reicher nie ins Himmelreich eintreten kann, es kommt vielmehr darauf an, wie er das Vermögen erworben hat und was er damit macht, ob er es zu guten Zwecken einsetzt oder nicht. Gemeint ist hiermit auch sicherlich nicht die kirchliche Auslegung, man solle möglichst alles der Kirche spenden, um in den Himmel zu kommen. Im Gegenteil, nur wo Geld und Gut richtig verwaltet und zum Wohle der Menschen eingesetzt wird, erfüllt es seinen positiven Sinn. In den Händen von Räubern und Ausbeutern, von gierigen Vermögensanhäufern, die skrupellos über Leichen gehen, kann es nicht seinen Sinn erfüllen.

Geld ist aber notwendig, um Gottes Willen zu erfüllen. Deshalb gehört es in die Hände von gerechten und weisen Menschen. Wenn ich Geld und Gut nach Gottes Willen einsetze, diene ich nicht dem Mammon, sondern Gott. Jesus lebt uns vor, was man im Leben wirklich braucht, nicht viel, außer der uneigennützigen Liebe sich selbst gegenüber und der bedingungslosen Liebe gegenüber seiner Nächsten. Wir brauchen kein goldenes Kalb, keinen Papst in prunkvollen Gewändern.

Jesus predigt, stark geprägt von Johannes dem Täufer und den Essenern, die Endzeit. Denken wir an die Endaimonia bei Sokrates. Auch wenn sein Sendungsbewusstsein und seine Bemühungen vor allem den Juden galten, so sprach er damit die Probleme aller Menschen an. Von Nichtjuden hatte er keine hohe Meinung, weil sie nicht das Gebot der Nächstenliebe kennen würden. So wirkt er nur unter Juden und will auch nur unter diesen wirken. Scheint sich hier auch eine gewisse Intoleranz zu zeigen, so ist diese mit Sicherheit nur vordergründig, denn im Evangelium des vollkommenen Lebens sagt er: „Alle jene eines jeglichen Volkes und eines jeglichen Stammes, welche Gerechtigkeit üben, Liebe und Barmherzigkeit und meine Gebote befolgen, diese sind das wahre Israel Gottes“.

Dies empfindet auch Leo N. Tolstoi nach, indem er sagte: Ich glaube an die Lehren Christi. Ich glaube, dass das Glück auf Erden nur möglich ist, wenn alle Menschen tun werden, was diese Lehre vorschreibt. – Und diese Lehre heißt Liebe, das verlorene Meisterwort nach dem so viele suchen. Es liegt so nah und doch so fern. Wir Menschen suchen immer nach etwas vermeintlich Großen und übersehen, dass die Liebe das Größte von allem ist.
Er, Josua, ein Mensch mit starker essenischer Prägung, obwohl er diese auch kritisierte, konnte seine Energie nicht an alle verschwenden. Wenn er etwas erreichen wollte, musste er sich dem Kreis widmen, den er am besten kannte, dem Kreis, der seine Sprache sprach.

Außerdem galt es, sein Volk der Juden von den Besatzern zu befreien, was wohl sein Hauptanliegen darstellte. Zeigten ihm aber Nichtjuden, dass sie zur Nächstenliebe fähig und eines anderen Geistes waren, so half er auch diesen. Indem er anfangs noch alleine die entstandenen Lücken zu füllen suchte, die der gewaltsame Tod von Johannes dem Täufer gerissen hatte, teilte er die Aufgabe des Messias mit seinem Bruder Jakobus. Er, Jesus, saß als König der Juden, zur Rechten Gottes an der königlichen Säule „B“. Jesus Barabbas (Jakobus), der Gerechte, saß als Sohn Gottes, zur Linken an der priesterlichen Säule „J“ und füllte so den leergewordenen Platz von Johannes dem Täufer. So übernahm jener die königliche und Jakobus die priesterliche Rolle des Messias.

Josua übte sich in zahlreichen Streitgesprächen, in denen er immer profilierter wurde. Ebenso wie Sokrates führte er oft die Menschen durch Gegenfragen auf den richtigen Weg.
Während die Essener von Qumran, deren Kernbegriffe Wahrheit, Rechtschaffenheit, Güte, Gerechtigkeit, Ehrlichkeit, Demut und brüderliche Liebe darstellten (siehe hier die Lehren Krsnas an Arjuna im Bhagvadgita), voll von Angriffen gegen die Pharisäer und deren Heuchelei waren, so waren die Pharisäer für Jesus die Erben Mosis, der auch ein Eingeweihter der ägyptischen Mysterien war, und man solle daher ihre Lehren befolgen. Identifizieren tat er sich jedoch nicht mit ihnen, sondern kritisierte auch sie aufs heftigste. Diese radikale Vorgehensweise führte auch zu vorübergehenden Zerwürfnissen zwischen Jesus und den Essenern sowie auch mit seinem Bruder Jakobus.

Jesus predigte diese Kernbegriffe der Essener, er predigte eine Religion des Trostes und des Schutzes: Siehe, ich bin mit euch alle Tage, bis an das Ende der Welt!

Es war nichts Bedrückendes, Beklemmendes in seinen Lehren. Hilfe für die Mitmenschen, Fürsorge und Beistand in der Not waren sein uneigennütziges Angebot. Jesus wollte nicht mit Angst regieren, wie es später die christliche Kirche tat, sondern mit Liebe.

Mit Redlichkeit regiert man das Land, mit Arglist braucht man Waffen, sagte auch LAO-TSE. Diese Botschaft der reinen bedingungslosen Liebe ging im späteren Christentum verloren. Wahrscheinlich erst durch die Templer wiederentdeckt wurde die frohe Botschaft von jenen ins finstere Abendland gebracht, in dem die Kirche mit brutaler psychischer sowie physischer Gewalt ihre Macht am Leben hielt und ihre Gläubigen mit dem Joch eines herrschsüchtigen und zornigen Gottes belegten.

Die Christliche Kirche, als Nachfolgerin des Römischen Reiches, versuchte durch die Erfindung der „Auferstehung Christi“ uneingeschränkte Macht über die Gläubiger zu erlangen, sie erkannte, dass es einfacher war, den Geist zu beherrschen als die Menschen selbst. Durch das Jüngste Gericht und das Geschenk der Wiedergeburt im Paradies erreichte sie eine Abhängigkeit aus Todesangst.

Jesus hingegen schrieb die Nächstenliebe auf sein Banner. Er verkündet die Frohbotschaft der Liebe mit sokratischer Natur. Dieses Liebesgebot mit dem Ruf nach neuer Moral unter dem Prinzip der obersten Gerechtigkeit, der Ma’at in Verbindung mit dem Daimonion soll zu einem sittlichen Handeln führen, wobei die innere Reinheit und nicht Äußerlichkeiten maßgebend sind.

Jesus hielt sich wie Sokrates an die Gesetze des Staates. Nur eine Ausnahme machte er, indem er auch am Sabbat heilte, mit der Begründung, der Sabbat sei für den Menschen und nicht der Mensch für den Sabbat gemacht. Dies reizte natürlich die Frömmler und Formalisten aufs äußerste.

Jesus war keineswegs der Erfinder der Moral, aber er schaffte es, durch sein Charisma, in Verbindung mit seiner radikalen Vorgehensweise sowie durch die Kenntnisse der Heilkunst, die er als Therapeut bei den Essenern gelernt hatte, die Menschen zu überzeugen.

Anscheinend klein von Statur war er ein Bündel an Energie und Willenskraft, zeigte Härte gegen sich selbst und bewies außergewöhnliche Intelligenz.

Was schon frühere Rabbis predigten, seid barmherzig; – alles was ihr wollt, das man euch nicht tue, füge keinem anderen zu!, nahm Jesus in seine Morallehre als liebe deinen Nächsten wie dich selbst auf.
Hierin zeigt sich seine starke Beeinflussung durch die Essener, die auch verlangten, man solle Gott aus Liebe und nicht aus Furcht dienen, denn Gott ist ein Gott der Liebe und nicht der Finsternis, wie der Gott des Moses, Jahwe, der ein Vulkandämon und Kriegsgott war.
Jesus predigte den Dienst am Nächsten, durch den man Lebensfreude erlange.

Dass man durch das Tun von Gutem das Böse überwinden kann, weist ebenso auf Verbindungen zu den Essenern hin. Wenn er aber sagt man solle nicht dem Bösen widerstehen, wer dich auf die eine Wange schlägt, dem halte auch die andere hin. Liebet eure Feinde, dann entspricht diese Duldungshaltung eigentlich einer falsch verstandenen Toleranz.

Jesus würde damit verlangen, vorausgesetzt, er hätte dies so gesagt und auch so gemeint, dass man das Böse ohne sich zu wehren gewähren lassen solle. Eine Haltung, die dem „Bösen“ eigentlich nur recht sein kann. Wer aber im Warten auf ein Paradies in einer anderen Welt tatenlos zusieht, wie durch das Böse Menschen leiden müssen, unterstützt das Böse und verkennt, dass das Paradies auf Erden ist, bzw. sein könnte, nämlich genau dann, wenn wir das Böse nicht zuließen. Da scheint sich mir ein Gedankenfehler eingeschlichen zu haben. Wahrscheinlicher scheint mir, das Böse nicht noch weiter zu reizen, sondern abzuschätzen, wann es genug ist, um eine Eskalation zu vermeiden und nicht durch Sturheit alles zu verschlimmern.

Ähnlich dem unterlegener Hund, der seine Kehle dem Sieger anbietet mit der Folge, dass dieser daraufhin abrupt den Kampf einstellt. Allein gestörte Hunde reagieren nicht auf dieses Signal. Und leider gibt es entsprechend gestörte Menschen. Die andere Wange hinzuhalten bedeutet, sich nicht hinreißen zu lassen von Hasspredigten, vom Populismus engstirniger und egoistischer Menschen.

Vor allem solle man aber lernen, zu verzeihen, damit sich der Hass nicht ins eigene Fleisch frist. Hass ist ein Gift, das einen langsam aber sicher von innen zerfrisst. Es ist medizinisch erwiesen, dass, wenn man sozusagen „sauer“ ist der Organismus tatsächlich übersäuert und somit krank wird. Wer nur hasst und immer im Zorn mit seinen Mitmenschen lebt, wird in der Regel nicht sehr alt, er vergiftet sich selbst. Wer immer rücksichtslos nach Geld, Ansehen und Besitz strebt, wird aus Angst, all dies zu verlieren, krank. Der aber, der sich „nicht kümmert“, entsprechend dem chinesischen „wu wei“, sondern seine Mitmenschen liebt, der wird ewig leben.

Jesus spendet uns Zuversicht, indem er sagt: Bittet, so wird euch gegeben, suchet, so werdet ihr finden, klopfet an, so wird euch aufgetan! Ist dies, wir kennen es als die drei Schläge, nicht die Idee des Königreiches der Himmel? Ist hier nicht die Suche in uns selbst gemeint, nach der wahren und einzigen Erkenntnis?

Suchet immer nach der Wahrheit und nach dem Licht, klopft an eurer rauhen Schale an und blickt in euer Inneres. Dem, der beharrlich sucht und klopft, dem wird die Pforte zu seinem Selbst nicht verschlossen bleiben. Ihm wird eine höhere Erkenntnis offenbar. Denn diese liegt in jedem von uns, nur wir sehen sie nicht, weil wir uns nicht ausreichend und beständig bemühen, sie zu finden.

Das heißt, die Erfüllung liegt nicht darin, nur an die Befriedigung des Körpers mit all seinen Begierden zu denken, sondern an die Seele, die in ihm steckt. Nicht der Egoismus darf im Vordergrund stehen, sondern die Liebe zu seinen Mitmenschen, denn diese Liebe macht glücklich und zufrieden. Also tun wir indirekt doch etwas für uns selbst, denn andere denken ja an uns, so wie wir an diese denken.
Jemand, der nur an sich denkt, wird verbissen und mürrisch (denken wir nur an die verkniffenen Mundwinkel). Er produziert, wie oben erwähnt, zuviel Säure, die den Körper schwächt und erkranken lässt. Liebe, Zuversicht und Freude produzieren Endorphine und Basen, die uns gesunderhalten und uns lange leben lassen.

Das Paradies, bzw. das Königreich der Himmel, wäre also der Endzustand, wo es nur noch Menschen gäbe, die nach diesen Lehren lebten, ihre Kinder so erzögen und durch Glückseligkeit ihr Leben immer länger würde. Dieses Reich Gottes befindet sich jedoch auf dieser Welt, wie es auch im „Evangelium des Philippos“ steht, und nicht in einer anderen Welt nach dem Tode. Dieser Endzustand entspricht dem freimaurerischen Tempel der Humanität.

 

Parallelen zwischen Sokrates und Jesus

Während Sokrates an dem Intellekt der Menschen zweifelte, so stellte Jesus die moralische Auffassung von jenen in Frage. Während Sokrates immer auf der Suche nach der Antwort ist, die er selbst nie gibt, ist und bleibt er ein Suchender, während Jesus kein Suchender mehr ist, er kennt die Antwort und den Weg. Er zeigt uns, modern ausgedrückt, ein vollständiges Konzept zur Glückseligkeit und zum ewigen Leben. Denn es liegt in unseren eigenen Händen, wie alt wir werden, nicht durch eine fragwürdige Medizin, die nur den Körper zu heilen versucht, aber den Geist dabei vergisst, so Plato.

Eine Medizin, die nur klägliche Versuche macht, Kaputtes zu reparieren, anstatt die Krankheiten von vornherein zu unterbinden.
Die Bausteine dieses Konzeptes heißen: Nächstenliebe, Toleranz und Brüderlichkeit!

Es sind die Schlüssel zum Glück, die uns erst gar nicht erkranken lassen, denn durch Glück, Zuversicht und Freude finden wir Frieden. Beide, Sokrates wie Jesus versuchen die Menschen zur Einsicht zu bewegen und nicht durch die Macht des Gesetzes zu zwingen. Erst die freiwillige Einsicht führt zum sittlichen Handeln, nicht das Gesetz, durch das genau diese mangelnde Selbsteinsicht ans Tageslicht gefördert wird. Aus diesem Mangel heraus versucht die Gesellschaft durch Erlasse den unmündigen Bürger zu einem vernünftigen Miteinander zu zwingen.

Solange Angst vor Strafe der Motor für unser Handeln ist und nicht die sittliche Einsicht, solange sind wir nicht mündig. Was wiederum zur Folge hat, solange wir Gesetze brauchen, solange werden wir nicht reif für das Königreich der Himmel sein.

Nur ein Unmündiger braucht Gesetze. Wer Nächstenliebe übt, braucht diese nicht. Beide verlangen also eine sittliche (=ethische) und moralische Erneuerung, basierend auf der Nächstenliebe. Eigentlich laufen die Bestrebungen von Sokrates und Jesus nicht parallel, sondern ineinander. Sie verfolgen die gleiche Linie, wobei Sokrates die Notwendigkeit, den Weg zu beschreiten aufzeigt und Jesus uns zeigt, wo er endet. Sokrates ist quasi der Vorbereiter des Messias und Jesus der Vollender, also der Messias selbst.

Der eine fragt nach der Lösung und der andere gibt sie.

In geraffter Form lautet dies:

Der Weg führt uns über die Selbsterkenntnis aus Wissen, Gerechtigkeit und sittlicher Einsicht zur Tugend und damit zur Glückseligkeit, die im Paradies endet.

Als Werkzeuge dienen uns die Induktion, Definition und Mäeutik, die uns zur Weisheit führen.

Als Weggenossen begleiten uns die Nächstenliebe, Toleranz und Brüderlichkeit, die uns Kraft und Schönheit verleihen.

Die Voraussetzungen, diesen Weg zu beschreiten sind ein klarer Geist durch Mäßigung, ein sittliches Leben, frei von allen materiellen Zwängen und innere Reinheit.

Lenken tut uns dabei das Daimonion als inneres und göttliches Gewissen.

 

Freimaurer

Freimaurer sein, heißt, die Fragen des Sokrates und die Antworten von Jesu zu leben. Somit äußert sich die Freimaurerei, als Folge der Lehren von Sokrates und Jesus, in einem Bemühen, einen paradiesischen Zustand der Weltharmonie zu erreichen.

Die Freimaurer sind die wahren Erben der Lehren Jesu und der Ma’at der Ägypter, der Lehre einer reinen Güte, die freiwillig gegeben wurde und die eine Richtschnur der ägyptischen Könige darstellte, als Grundlage für sittlich-moralische Lebensführung.

Die Freimaurer stehen mit dieser Vorstellung von zwangloser und freiwilliger Einsicht im scharfen Kontrast zur Kirche, die Glauben und Gehorsam fordert. Das Prinzip der Gnosis, des Wissens, oder der Erkenntnis, oder besser Selbsterkenntnis, stellt das Gegenteil zum kirchlichen Glauben dar und passt mit der Denkart der Freimaurerei zusammen. So sind Sokrates und Jesus selbst Gnostiker und die Freimaurer ihre Erben.

Der noch nicht Stehende muss erhoben werden, ist uns als die lebendige Auferstehung ein Begriff und in unseren Ritualen erhalten. Sie entstammt einer Überlieferung der verlorenen Geheimnisse der Könige von Ägypten, die mit der Ermordung des letzten ägyptischen Königs Seqenenre verlorenging.

In der Geheimschrift des Apostel Johannes aus den Funden bei Nag Hammadi, die er seinem Lehrer Jesu zuordnet, gehen die Symbolik der Drei, der Vier und der Fünf hervor. Die mannweibliche Fünfheit der Äonen, die den Menschen darstellen und ihn zu seinem Selbst, zu seiner göttlichen Seele führen. Johannes bezeichnet drei Lichter: den Willen, den Gedanken und das Leben.

Die ‚Drei’ spielt wie beim dreimal mächtigen (trismegistos)Hermes eine tragende Rolle. So sagt Johannes: Der erste Mensch, der unberührte Geist, der dreimal männliche, der mit den drei Kräften, den drei Namen, den drei Zeugungen, der Äon, der nie altert, mannweiblich und aus seinen Gedanken gekommen. So benennt er vier große Lichter: die Gnade, die Einsicht, die Wahrheit und die Klugheit.

Auch in der Schrift von Br. Pfarrer Charles Rittmeyer aus dem Jahre 1961 lassen sich diese Parallelen erkennen. Rittmeyer beruft sich dabei auf das Thomasevangelium.

Das Thomasevangelium

Freimaurer pflegen also aus freiwilliger Erkenntnis die alten Traditionen, Traditionen, die weit älter sind als das 18. Jahrhundert, Traditionen, die bis in die früheste Geschichte der Ägypter zurückreichen. Traditionen für eine höhere Gerechtigkeit und Wahrheit. Diese Tradition wollen auch wir leben und ihre Werte erhalten, wie Jesus.