Karl May
Wohl kaum ein Mensch schildert die unermüdliche Arbeit an sich selbst und die Darstellung eines vollkommenen Menschen in seinen Werken besser als der, von dem hier die Rede ist. Sicherlich wissen nur wenige, zu welchem Vorbild dieser Schriftsteller uns gereichen könnte.
Bertha von Suttner sagte von ihm: „In dieser Seele lodert das Feuer der Güte!“
Eine Rede am 22.03.1912 in Wien vor 3.000 Zuhörern eröffnete er mit den den Worten Jesaja 9, Kap. 60, Vers 1: „Mache dich auf, werde Licht!“
Dann stellte er sich seinem Publikum mit den Worten vor: „… Ich habe, wie jeder Mensch, ein äußeres und ein inneres Leben. Beide sind auszugestalten, dass sie zur Persönlichkeit werden. Viele, sehr viele Menschen bringen es nie zur inneren Persönlichkeit, ja, leider viele nicht einmal zur äußerlichen.“
Erklärend fügte er etwas später an: „Ich war blind als Knabe, und lernte erst das Sehen!“
„… und ich spreche zu Ihnen nur als unfanatischer Laie, der nichts und nichts erstrebt als nur das eine, große, irdische Ziel: ‚Und Friede auf Erden’. (Man könnte auch sagen den Tempel der Humanität)
In erster Linie plädierte er enthusiastisch für eine Welt des Friedens, eine Abkehr von Ichsucht und Gewalt und eine Anstrengung jedes einzelnen im Sinne menschlich-christlicher Vervollkommnung und bekannte sich dabei ausdrücklich zu einer Wirkungs- und Erziehungsästhetik. Sie sollte, wie die Kunst, zur Besserung und Veredlung des Menschen führen, zu seiner sittlichen Aufwärtsentwicklung, im Sinne eines Übermenschen. Dergestalt, dass man über dem eigenen körperlichen ICH stehen möge, denn der Mensch ist etwas, das überwunden werden soll, zitierte er.
Das Thema seiner Rede lautete deshalb „Empor ins Reich der Edelmenschen“, das er so begründete: „Ich habe das Thema ‘Auf, ins Reich der Edelmenschen‘ aus gutem Grunde gewählt. Es ist das Hauptthema des großen Menschheitslebens, das Hauptthema jedes einzelnen Menschenlebens und auch das Hauptthema meines eigenen Lebens.“
Der „Edelmensch“ ist die Idealvorstellung eines vollkommenen Menschen, wie ihn auch Nietzsche und die Freimaurerei beschreibt.
Ein großartiger Mensch, dieser Karl May, der uns in vielen Dingen, nicht in allen, als Vorbild dienen kann.