Der Kleine Prinz

Antoine de Saint-Exupéry : „Der Kleine Prinz“

Der „Kleine Prinz“ ist eine symbolhafte Darstellung der Reisen eines Suchenden, der erst Lehrling, dann Geselle und letztendlich Meister wird. Es sind sieben Planeten, die er bereist, entsprechend den sieben Stufen bis zur Meistererhebung. Hier erfährt er die geistige Wiedergeburt auf einer höheren Ebene, wobei der Körper als unwesentliche Hülle zurückbleibt.
„Was ich da sehe, ist nur die Hülle. Das Eigentliche ist unsichtbar…“
„Es wird aussehen, als wäre ich tot, und das wird nicht wahr sein…ich kann diesen Leib da nicht mitnehmen. Er ist zu schwer… Aber er wird daliegen wie eine alte verlassene Hülle. Man soll nicht traurig sein um solche alten Hüllen…Der Tod löst alle Rätsel.“
In seinen symbolischen Reisen erfährt der kleine Prinz wesentliche Dinge über das Leben und die Menschen.
Exupéry spricht von den „großen“ Leuten, die nicht verstehen, nicht das Wesentliche sehen, die immer nur für alles Erklärungen brauchen, alles in Zahlen sehen. Die großen Leute geben nur auf Äußerlichkeiten etwas.
„Wenn ihr ihnen von einem Freund erzählt, befragen sie euch nie über das Wesentliche. Sie fragen euch nie: Wie ist der Klang seiner Stimme? Welche Spiele liebt er am meisten? Sammelt er Schmetterlinge? Sie fragen euch: Wie alt ist er? Wie viel Brüder hat er? Wie viel wiegt er? Wie viel verdient sein Vater?
Wenn ihr zu den großen Leuten sagt: Ich habe ein sehr schönes Haus mit roten Ziegeln gesehen, mit Geranien vor dem Fenster und Tauben auf dem Dach…, dann sind sie nicht imstande, sich dieses Haus vorzustellen. Man muss ihnen sagen: Ich habe ein Haus gesehen, das hunderttausend Franken wert ist. Dann schreien sie gleich: Ach, wie schön!“
Deshalb widmet Exupéry seinen „Kleinen Prinzen“ seinem Freund Léon Werth mit dem Zusatz, als er noch ein Junge war: Alle großen Leute sind einmal Kinder gewesen, aber wenige erinnern sich daran. Auch die Affenbrotbäume waren einmal klein: „Bevor die Affenbrotbäume groß werden, fangen sie ja erst damit an, klein zu sein. Jeder fängt klein an, um sich im Laufe seines Lebens zu entwickeln, groß und stark zu werden. Aber die großen Leute nehmen sich wichtig wie die Affenbrotbäume.“
Ich sehe hier durchaus eine Parallele zu den Worten Jesu: Seid wie Kinder und ihr werdet kommen in das Himmelreich des Herrn.
Dabei ist es so wichtig das Unscheinbare zu erkennen, das was sich hinter allem versteckt, so wie der kleine Prinz sofort erkannte, dass es sich bei der Zeichnung Nr. 1 von Antoine um eine Schlange handelte, die einen Elefanten verschlungen hat.
„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
„Die Menschen bei dir zuhause züchten fünftausend Rosen in ein und demselben Garten… und sie finden dort nicht, was sie suchen… Und dabei kann man das, was sie suchen, in einer einzigen Rose oder in einem bisschen Wasser finden… Aber die Augen sind blind. Man muss mit dem Herzen suchen.“
Was ist wichtiger als die Rose, der droht vom Schaf gefressen zu werden? Das dumme unwissende Schaf frisst die Rose rot, das Symbol für Liebe, Tod und Paradies. Sie weist auf ein höheres Leben nach dem Tod hin und dient so als Sinnbild für die Wiedergeburt. Das Geheimnis der Rose also meint das Geheimnis der rechten Wandlung. Diese kann aber nur vollzogen werden, wenn man sich damit vertraut macht und eine Beziehung eingeht, denn Die Rosen, die sich nicht vertraut machen sind zwar schön, aber leer.
„Aber keiner macht sich mehr vertraut, beklagt der Fuchs.“
Die Einfachen und Unbedachten sehen nicht die Schönheit, die in der Tiefe der Rose schlummert und darauf wartet, geweckt zu werden. Sie wissen nicht was sie tun, in ihrer Gleichgültigkeit. Sie sind dumm, wie das Schaf, das die Rose zu fressen droht. Trotz dieser Gefahr lehnt der kleine Prinz es ab, das Schaf anzubinden, die Freiheit stellt für ihn ein zu großes Grundrecht dar. Ein Maulkorb ist ihm da schon lieber.
Weiterhin sammelt der kleine Prinz auf seinen Reisen folgende Erkenntnisse:
– Geradeaus kann man nicht sehr weit gehen…(auf seinem Planeten), sagt der kleine Prinz. Übertragen könnte hier die Menschheit gemeint sein, die Geradlinigkeit nicht zulässt. Mit Ehrlichkeit kommt man nicht weit.
– Der kleine Prinz kennt einen puterroten Herrn auf einem anderen Planeten, der niemals jemanden geliebt hatte, sich aber für einen ernsthaften Mann hält und sich deswegen vor Hochmut ganz geschwollen gibt.
– Ertrage Dein Schicksal: Ich muss wohl zwei oder drei Raupen aushalten, wenn ich die Schmetterlinge kennenlernen will.
– Man muss nur von jedem fordern, was er leisten kann.
– Autorität beruht vor allem auf der Vernunft.
– Wenn es dir gelingt, über dich selbst gut zu Gericht zu sitzen, dann bist du ein wirklich Weiser.
– Die Eitlen hören immer nur die Lobreden.
– Der Säufer trinkt, um seine Scham darüber, dass er trinkt, zu vergessen.
– Vom Reichsein hat man nur, dass man noch mehr kaufen kann, um noch reicher zu werden.
– Dass es unsinnig ist, treu und gehorsam eine Weisung zu befolgen, die unsinnig geworden ist.
– Man ist auch bei den Menschen einsam.
– Die Sprache ist die Quelle der Missverständnisse, sagt der Fuchs.
– Man ist nie zufrieden dort, wo man ist, sagte der Weichensteller.
Erkenntnisse, die ganz einer freimaurerischen Gesinnung entsprechen.

Auch wenn Antoine de Saint-Exupéry im „Dictionnaire des Francs-Macons illustres“ genannt wird, ist es nicht sicher belegt, ob er wirklich Freimaurer war, denn weder bei Ligou, Faucher noch bei Souglas, Dosch oder Binder wird er als solcher geführt. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass er zum Grand Orient de France gehört haben könnte und dieser von der englischen Großloge als irregulär bezeichnet wird. Folglich wäre Antoine de Saint-Exupéry nach englischer Auffassung und dem Pendant in Deutschland, der VGL, kein Freimaurer. Sein Leben und seine geistige Hinterlassenschaft sprechen allerdings eindeutig für eine freimaurerische Gesinnung. Mag er denn zumindest Freimaurer ohne Schurz sein. Und ist es nicht gleich, ob er einer war oder nicht? Ist seine Botschaft nicht weit wichtiger? Eine Botschaft, die uns lehren soll, mehr an das Wichtige im Leben zu denken und uns nicht mit Unwesentlichem aufzuhalten, mehr auf sein Herz zu hören, sich mehr an der Schönheit der Natur zu erfreuen und ihre Tiefe zu erkennen.